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„Soldatenglück und Gottes Segen“?
„Ich freue mich sehr, heute hier in Hamburg an der Führungsakademie der Bundeswehr die diesjährige Grundsatzrede zu halten.
Die Führungsakademie, an der die Generalstabsoffiziere und -offizierinnen der Bundeswehr und auch ziviles Spitzenpersonal ausgebildet werden, ist eine zentrale Zukunftswerkstatt der Bundeswehr. Hier werden die Menschen geprägt, die schon bald in verantwortlicher Position über die Geschicke der deutschen Streitkräfte mitentscheiden werden. (…)
Es ist gerade in vielen Bereichen unseres Lebens spürbar, dass ein neues Zeitalter vor der Tür steht. [Digitalisierung, Klimaschutz, Chinas Aufstieg, nicht gekannte Arten der Kriegführung.] (…)
Unsere Sicherheit, unser Wohlstand, unsere sozialen Systeme und die politische Gestaltungskraft werden davon abhängen, dass Deutschland und Europa eine technologische Führungs- und Gestaltungsrolle haben. (…)
Wir müssen dem Ringen um Werte Muskeln verleihen. Die Bundeswehr ist einer der Orte, an dem sich für die Zukunft erweisen wird, ob wir diese beiden Aufgaben lösen können: Fortschritt aktiv gestalten und verantwortungsvoll Führen. (…)
Von unseren Exporten in alle Welt, von freien Märkten und offenen Handelswegen hängen mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze in Deutschland ab. (…)
Verteidigung, das heißt Abschreckung mit der Androhung militärischer Gewalt, um so Raum für politische Lösungen zu schaffen. Aber notfalls heißt es auch Anwendung militärischer Gewalt – kämpfen. (…)
Ich wünsche Ihnen dafür in ihrer zukünftigen Laufbahn viel Soldatenglück und Gottes Segen. Vielen Dank!“
„Verteidigungsministerin“ Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU): 3. Grundsatzrede an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, 18.6.2021.
„Ein riesiger Artilleriestoß entlang der 2000 Kilometer langen Frontlinie gab in den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 das Signal für den deutschen Angriff auf die Sowjetunion. Im Schutz des Feuers preschten Panzerdivisionen und motorisierte Einheiten vor, während deutsche Bomber Ziel auf sowjetische Flugplätze und Marinestützpunkte nahmen. Mehr als drei Millionen Soldaten beteiligten sich an diesem gewaltigsten Ansturm in der Geschichte der Kriegführung.“
Prof. Dr. Jochen Hellbeck, „Unermessliches Elend“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 21.6.2021, S. 7. Der Autor lehrt russische und europäische Geschichte an der Rutgers University (New Jersey, USA).
„Die Völker wollen frei sein, frei unter einer höheren Gleichheit, befreit von Furcht vor internationalem Brigantentum [Räuberei] und teilhaftig alle gleichmäßig der Güter dieser Erde. Hat Hitler eine Ahnung von der tiefen Umwälzung, die sich im sozialen Leben der angelsächsischen Reiche vollzieht, von der Verjüngung und Vervollständigung der Demokratie, um die es geht, dem Ringen ehrlich zukunftsgewillter Menschen, um ein neues Gleichgewicht von Freiheit und Gleichheit, Recht und Pflicht, Individuum und Gesellschaft?“
Thomas Mann, „Deutsche Hörer“, Radiosendungen nach Deutschland (1940-1945), April 1942.
Die Worte der Kriegsministerin (s.o.) sind eindeutig: Es soll massiv aufgerüstet und technisch-militärisch modernisiert werden. Für die politische Sicherung und den Ausbau von Märkten, Boden- schätzen, Handelswegen und strategischer Hegemonie. Die erklärten Gegner sind Rußland, China und der („islamistische“) Terrorismus. Machtpolitischer Vorrang gilt dem „Standort Deutschland“ im Verbund mit NATO und Europäischer Union.
Tatsächlich gewollt nachrangig sind dabei das soziale, kulturelle, demokratische und gesundheitliche Allgemeinwohl in der Bundesrepublik Deutschland und auf der Welt.
Verdrängt, minimiert und auch verdreht sind die positiven zivilisatorischen Konsequenzen aus zwei Weltkriegen, Diktatur, Elend sowie brutaler Massenvernichtung. „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“, „Wehret den Anfängen!“, das Friedensgebot der UNO, die internationalen Ansprüche an eine Welt ohne Gewalt und Elend, sozial bedürfnisgerechte Lebensbedingungen werden durch Kriege, Rüstungsexporte (in Krisengebiete) und modernisierte Hochrüstung ignoriert und in ihr Gegenteil verkehrt. Moderne Waffen – beispielsweise Drohnen – erhöhen die Kriegsgefahr, „nukleare Teilhabe“ ist das Kontra zur nuklearen Abrüstung. Die Ausgaben für Waffen fehlen bei den sinnvollen zivilen öffentlichen Aufgaben (Gesundheit, Bildung, soziale Sicherung und Kultur). Kriege, Rüstungsproduktion und auch Manöver gehören ebenso mit zu den größten „Klimakillern“. Der Militarismus (Gewalt, Befehl und Gehorsam, einfaches Denken, Anziehung für Rechtsextreme sowie Machismo für Männer und Frauen) deformiert die menschliche Kultur.
Dabei stehen allerdings Frieden, Abrüstung, kooperative Beziehungen, die Überwindung von sozialem Elend und der Klimakrise an erster Stelle auf der gemeinschaftlichen Tagesordnung zur allseitigen Schaffung menschenwürdiger internationaler, auch regionaler und persönlicher Lebensbedingungen. Diese sollen, aufgeklärt und geschichtsbewußt, frei sein von Ewiggestrigem, frei sein für die Gleichheit des eigentlich Menschlichen.
Dafür können und sollten die Wissenschaften und ihre Subjekte mit neuem Elan eintreten. So kann Wissen eine angenehme gemeinsame Macht sein. Ein entsprechendes Engagement bietet Entfaltung. Schon der erste Schritt verläßt die Eindämmung. Dabei ist mensch nicht allein.