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Kritische Kommunikation
„Sechzig Prozent der Jugendlichen in Deutschland, ergab eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung, fühlen sich während der Pandemie einsam. 71 Prozent der Bundesbürger empfinden laut dem ›Deutschland Barometer Depression‹ den zweiten Lockdown als bedrückend: Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, spricht von ›flächendeckender Demoralisierung‹. Gern würde man diagnostizieren, dass aus kollektivem Katzenjammer wenigstens eine Art Gemeinschaftsgefühl erwüchse, doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein: Die Gesellschaft strebt zusehends auseinander.“
Jörg Thomann, „Wenn jeder Tag Karfreitag ist“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 28.3.2021, S.9.
„SPIEGEL: Die reichsten Länder haben sich weltweit die meisten Impfdosen gesichert. Wie können ärmere Länder an genügend Vakzine kommen?
Lula: Alle müssen Zugang zu den Impfstoffen haben. Wir müssen die Patente der Pharmafirmen für die Impfstoffe brechen. Das ist ein Gut der gesamten Menschheit, daran dürfen sich nicht einige Unternehmen bereichern. Wir dürfen nicht zulassen, dass die kommerziellen Interessen dieses oder jenes Herstellers über den Interessen der Menschheit stehen. Das ist eine humanitäre Entscheidung, es hat nichts mit Sozialismus zu tun. Die Menschheit steht auf dem Spiel.“
Brasiliens Ex-Präsident Luis Inácio Lula da Silva im „SPIEGEL-Gespräch“, „SPIEGEL“ Nr. 13/27.3.2021, S. 74-76, hier S.75.
„UHH: Wie ist Ihre Fakultät bislang durch die Pandemie gekommen?
Segler-Meßner: Ich möchte vorausschicken, dass der kritische Dialog und die unterschiedlichen Fachkulturen von der konkreten Begegnung mit anderen Menschen leben. Insofern ist unser Ziel, möglichst bald zur Präsenzlehre und -forschung zurückzukehren, denn auch Ideen für neue Projekte entstehen häufig beim gemeinsamen Mittagessen oder Kaffee. Dennoch ist es uns im vergangenen Jahr gelungen, innerhalb weniger Wochen fast unser komplettes Lehrprogramm in synchronen und asynchronen Formaten anzubieten. Alle Lehrende und Studierende haben sich mit einem außerordentlichen Engagement auf die neuen Formate eingelassen und somit die Fortsetzung des Lehrbetriebs ermöglicht.“
Prof. Dr. Silke Segler-Meßner, neue Dekanin der Fakultät für Geisteswissenschaften an der Uni Hamburg, im Interview auf der Website der Hochschule, 16.3.2021.
Die unmittelbare Bewältigung der Not ist noch keine ausreichende Tugend. Immer noch mag gelten: Der Mensch ist kein Sofa- oder Bildschirmtier, das Klopapier, Nudeln und Reinigungsmittel hortet. Auch: „kollektiver Katzenjammer“ (von wem eigentlich?) schafft kein „Gemeinschaftsgefühl“. Ebenso: Militärische Aufrüstung und die Steigerung des Sozialen befinden sich in einem gewissen Gegensatz.
Gleichfalls: Die gesteigerte Fortsetzung der sozialen Ungleichheit ist nicht gesundheitsfördernd. Aus Fehlern ist zu lernen.
Die empfindliche Reduzierung der Gesellschaft, das Aussetzen von Grundrechten, die Isolierung der Menschen, die Steigerung der Erwerbslosigkeit und Insolvenzen statt des erforderlichen Ausbaus des Gesundheitssystems, der Erhöhung der Impfungen, der Verbesserung der Hygiene und Belüftung in öffentlichen Einrichtungen und Betrieben verbessert die Lage der Mehrheit der Menschen nicht, sondern setzt die schon vor der Pandemie vorhandene gesellschaftliche Krise – politisch, sozial und kulturell – fort.
Dabei sind gesellschaftliche Potentiale – in den Wissenschaften, der Kultur, den sozialen Bewegungen und auch im Arbeitsleben – vorhanden, die ja auch in begründeten Forderungen deutlich zum Ausdruck kommen, um die aufgestauten Probleme zu lösen. Die internationalen Aufgaben bestehen in der Ab-rüstung, ziviler Konfliktlösung und Entwicklung; die Klimakrise bedarf dringend des Umbaus in regenerative Energiegewinnung sowie des Ausbaus der öffentlichen Mobilität; das Kontra zu menschenfeindlicher Politik besteht in historischer Aufklärung, einem humanen Menschenbild und sozialer Alternative; das Gesundheitssystem in möglichst öffentlicher Hand bedarf des qualitativen Ausbaus; das Arbeitsleben erfordert gesicherte tarifliche Strukturen und ernst zu nehmende Mitbestimmung und politisches Denken und Handeln ist eine Angelegenheit Aller. Der Mensch als umfassend gesellschaftliches Wesen, das sich selbst und seine Bedingungen und Möglichkeiten schafft. Hier sind auch die Wissenschaften in erweiterter Dimension gefordert. Die kritische Kommunikation ist der Beginn zur Erweiterung des geistigen und problemlösenden Horizonts. Vorausschauendes Fahren mit weiter Sicht. Dazu bedarf es der entsprechenden Initiativen und Begegnungen.
„Die Geisteswissenschaften leisten einen substantiellen Beitrag zur kritischen Kommunikation in unserer Gesellschaft. Ich möchte für mehr Sicht-barkeit der Forschungsergebnisse und der innovativen Beiträge in der Lehre sorgen. Ein besonderer Reichtum unserer Fakultät ist die Vielfalt der kleinen Fächer, die es zu erhalten gilt.“