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"Dann ist sie halt arbeitslos"
Der von der Grünen Hochschulgruppe (GHG) gestellte AStA hat am Montag morgen (21.6.) die beiden Festangestellten des AStA-Sekretariats entlassen.
Zuvor hatte die zweite AStA-Vorsitzende Nathalie Jänner auf der AStA-Sitzung am vorherigen Freitag unter dem Tagesordnungspunkt "Sonstiges" völlig unangekündigt plötzlich eine Beschlußvorlage für diesen Rausschmiß hervorgezaubert. Sämtliche grünen ReferentInnen stimmten dem Schritt ohne viel Federlesens zu.
Begründet wurde die Aktion damit, daß inzwischen alle AStA-Referate über eigene Computer verfügten, und deshalb die Arbeit des Sekretariats selbst übernehmen könnten - Als ob die Arbeit der Festangestellten nur im abtippen von Briefen bestünde.
Vielmehr scheint das Problem zu sein, daß die Grünen nicht so recht wissen, was für Arbeiten ihre zwanzig ReferentInnen denn verrichten sollen. Denn um zu verhindern, daß ihre ParlamentarierInnen regelmäßig keine Lust haben zu StuPa-Sitzungen zu kommen, hat die GHG beinahe jedem von ihnen einen Posten verschafft (natürlich mit entsprechender Aufwandsentschädigung - in anderen Zusammenhängen spricht man da von Vetternwirtschaft). Und da man wohl keine Idee hat, was diese vielen Leute nun alle tun sollen, werden sie mit Telefondienst, dem Ausstellen internationaler Studentenausweise, Einkaufen vom Büromaterialien, Post wegbringen, Geld auszahlen und so weiter beschäftigt. Das alles sind wichtige Tätigkeiten, aber die ReferentInnen sind eben nicht dafür, sondern für politische Arbeit gewählt.
Es lebe das Chaos
Darüber hinaus ist kaum zu erwarten, daß die Büroarbeiten auf diese Weise sinnvoll geleistet werden können. Wenn sich alle zwei Stunden einE andereR ReferentIn dafür mehr oder weniger zuständig fühlt, dann kann das eigentlich nur Chaos geben. Außerdem wird sich jetzt jedes Jahr zu Beginn des Sommersemesters ein neuer AStA einarbeiten müssen, ohne auf das Wissen der beiden Festangestellten zurückgreifen zu können - schlechteste Voraussetzungen für Kontinuität in der Arbeit.
Und schließlich zeigt der Blick in die gegenwärtig meist verwaisten Referats-Räume, daß der AStA mit der Schließung des Sekretariats noch weniger für die Studierenden präsent sein wird. Die Erfahrung lehrt, daß die grünen ReferentInnen spätestens mit dem Ende der Vorlesungszeit die Rolläden runter lassen, dann wird der AStA überhaupt nicht mehr zu erreichen sein. Und das obwohl einige der schwerwiegendsten Probleme für die Studierenden wegen Einschreibung und Rückmeldung eben genau in dieser Zeit anfallen.
Ohne jedes soziales Verständnis
An die Frage, welche sozialen Folgen eine solche Entlassung für die betroffenen Angestellten hat, scheinen die Grünen nicht einen einzigen Gedanken verschwendet zu haben. Auf den Hinweis, daß eine der Angestellten aufgrund ihres Alters bei der gegenwärtigen Arbeitsmarktsituation Schwierigkeiten haben dürfte einen neuen Job zu finden, erwiderte Referent Christian Gerdum: "Dann ist sie halt arbeitslos". Wenn das die Haltung des AStA ist, der die Studierenden bei der Wahrnehmung ihrer sozialen Rechte, eben auch gegenüber Arbeitgebern, unterstützen soll, dann gute Nacht.
Im übrigen lügen sich die Grünen die Vorgänge so zurecht, wie sie ihnen passen. Von einer "einvernehmlichen" Beendigung des Arbeitsverhältnisses, wie es Öffentlichkeitsreferent Hagen Eichler in einer Presseerklärung nennt, kann überhaupt nicht die Rede sein. Vielmehr hat die GHG vor der AStA-Sitzung, auf der diese Angelegenheit im Schnellverfahren durch gezockt wurde, noch nicht einmal den Mut gehabt, die Betroffenen davon zu informieren.
Selbstbedienung pur
Alles in allem liegt der Grünen Hochschulgruppe offensichtlich nichts daran, sinnvolle Arbeit für die Studierenden zu ermöglichen. Sie streichen zahlreiche Aufwandsentschädigungen ein (wie gesagt: so viele ReferentInnen wie dieses Jahr gab es noch nie) und werfen das Geld bei Partys zum Fenster hinaus (Sommernachtstraum, geschätztes Defizit: 45.000,- DM), für eine politische Interessenvertretung, ja selbst für eine angemessene Verwaltung bleibt da nichts mehr übrig.