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Veränderungen, die allen nützen...
„Nötig ist die Freiheit von Mangel. Das ist das Ziel. Es macht viele Befreiungsaktionen nötig und braucht immerfort Freiheitsdurst.“
Bertolt Brecht, „Me-ti/Buch der Wendungen“, geschrieben während der 1930er Jahre des Exils.
Gut 600 Bürger dieses Landes erbten 2018 mehr als zehn Millionen Euro oder bekamen sie geschenkt. Sie erhielten zusammen 31 Milliarden Euro. Das entspricht ungefähr den gesamten jährlichen Investitionen des Bundes. Die Großerben zahlten auf diese 31 Milliarden nur fünf Prozent Steuern. Das ist eine kleine Minderheit von Firmen- und Vermögensbesitzern. Ihr Reichtum ist zugleich erheblichen Mangel bei großen Teilen der Bevölkerung und im öffentlichen Leben. Das blockiert die kultivierte, menschenfreundliche und nachhaltige Lösung gesellschaftlicher Probleme.
Übrigens: In der Zeit des „New Deals“ in den USA zwischen 1933 und 1945 betrug der Spitzensteuersatz auf Erbe erst 20 Prozent und schließlich 77 Prozent.
Das ist soziale Demokratie und zum Wohl der meisten Menschen.
Aufgrund der Einsicht in solche aktuellen und historischen Gegensätze steigt die Ambition, für gute Bedingungen humanistischer Wissenschaft zu wirken. Die „Wahlprüfsteine“, mit denen Hamburgs Hochschul-Präsidenten zur öffentlichen Podiumsdiskussion mit den wissenschaftspolitischen Sprecher*innen der Bürgerschaftsfraktionen einladen, zeugen davon (s. Rückseite).
Nahezu 80.000 Studierende an den öffentlichen Hochschulen dieser Stadt sind durch Bildung, forschendes Lernen, Ausbildung und Weiterbildung für die gesellschaftliche Entwicklung entscheidend. Unser Studium sollte nicht allein der fachlichen Qualifikation, schon gar nicht der leistungsorientierten Auslese dienen. Es geht um selbstbewusste Persönlichkeiten mit Verantwortung für Mitmenschen und Gemeinwesen. Dafür aber müssen die Wissenschaften angemessene Bedingungen haben, die kritische, eingreifende Forschung, Lehre und Bildung fördern. Kooperation in der Lehre, projektorientiertes, forschendes Lernen, soziale Unbedrängtheit im Studium und der wissenschaftlichen Laufbahn, auch die demokratische Gestaltung des Hochschulalltags – bis hin zur Raumnutzung – erfordern einen echten Politikwechsel.
Zu begründen ist diese Wende nicht mit „Exzellenz“; es geht um allgemeinen Bedarf: Gesundheit und soziale Wohlentwicklung, inklusive, gerechte und friedliche Gesellschaften, menschenfreundlicher Fortschritt in der Arbeitswelt, die Bearbeitung der Klimakrise – das brauchen letztlich Alle. Dazu tragen übrigens auch Bauspielplätze, Krankenhäuser, Bücherhallen und Theater bei. Es geht also nicht allein um „MehrGeldFürDieWissenschaft“.
Wie?
Behalten 600 Familien Yachten, einige Villen und was sie meinen, konsumieren zu können, ist das gesellschaftlich nicht weiter von Belang. Aber der Reichtum, der die Macht verleiht, die Arbeit von Millionen Menschen zu kommandieren, Politik zu manipulieren, Staaten zu erpressen und ganze Bevölkerungsschichten auszuschließen – diese Macht entbehrt jeder sozialen oder ethischen Legitimität. Wirkliche Demokratie und geerbte Herrschaft vertragen einander auf Dauer nicht.
Die jetzigen Wahlen zum StuPa, zum Akademischen Senat und bald auch zur Bürgerschaft (im Februar 2020) sollten Anlass sein, weit gefasste Ansprüche für ein gelingendes Gemeinwesen, förderliche Wissenschaft und erfreuliches Lernen zu reflektieren, zu diskutieren und dafür aktiv zu werden.
LHK Podiumsdiskussion zur Bürgerschaftswahl 2020: Hochschulpolitische Positionen
mit den wissenschaftspolitischen Sprechern der Hamburgischen Bürgerschaftsfraktionen
Dienstag, 10.12.2019, von 18.00 bis 19.30 Uhr
an der HAW, Alexanderstraße 1, 20099 Hamburg (Versammlungsstätte).
Einladung: pdf und Wahlprüfsteine pdf