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Menschenwürde: Unteilbar!

„Halle hat sichtbar gemacht, dass die neue Rechte, deren deutlichstes Symptom die AfD ist, eine Bedrohung für alle Menschen darstellt, die nicht ihrer Vorstellung von Deutschtum entspricht. Das kommt nicht von ungefähr, sondern es hat lange Tradition in Deutschland. Aber mindestens so lang ist die Tradition dagegen. Auch das sehe ich in den Reaktionen auf Halle. […]
Die Einsicht, dass Antifaschismus und Antirassismus Teil sein muss der Staatsräson nach 1945, dass also links und rechts keineswegs gleich weit entfernt sind von der bürgerlichen, post-nationalsozialistischen Mitte, ist heute nicht die herrschende politischen Einstellung. Sie sollte es aber sein.“

Max Czollek: Der Sturm, vor dem wir Euch gewarnt haben, SPON, Gast-Kommentar 10.10.2019. html

„Das Eigentliche wird durch noch einmal entfachten nationalistischen Rausch aus dem Bewußtsein verdrängt: das Problem des Kapitals und der Arbeit, der Güterumverteilung, das vom Nationalen her nicht zu lösen ist.“

Thomas Mann, Tagebuch, 2.5.1933.

Soziale Ungleichheit und kulturelle Verzweiflung sind die überwindbaren Quellen gesellschaftlicher Verrohung; sie waren es in der Geschichte – woraus für die Gegenwart mit Nachdruck zu lernen ist.

Fünf Jahre nach der Machtübertragung an die NSDAP, im Jahr 1938, wurden in der Nacht zum 9. November „reichsweit“ Jüdinnen und Juden angegriffen, verschleppt, gefoltert, ermordet. Die Plünderung und Zerstörung von Wohnungen, Geschäften und vor allem Synagogen waren das sichtbare Fanal zur Entfesselung antisemitischer und rassistischer Gewalt, die im Völkermorden des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts enden würden. Auch in direkter Nachbarschaft der Universität Hamburg wurde die Große Synagoge am Bornplatz (heute: Joseph-Carlebach-Platz) geschändet. Ihre Zerstörung wurde später – zynisch auf Kosten der jüdischen Gemeinde – vollendet.

Die völkische und faschistische Ideologie hatte die Ausgrenzung und Vernichtung aller vermeintlichen „Schädlinge“ an der „Volksgemeinschaft“ zum Ziel: Sie stützte sich auf antisemitische Verschwörungstheorien, fußend auf jahrhundertealten Ideologien und Praktiken, und Hasspropaganda, die gleichfalls menschenverachtend gegen alle „Fremdrassigen“, „Arbeitsscheuen“ und Linken gerichtet war. 1938 kulminierte dies zur organisierten Blutnacht. So diente der Antisemitismus den Nazis und ihren finanzmächtigen Unterstützern dazu, von den realen Ursachen der tiefen gesellschaftlichen Krise seit 1928 und einer humanistischen Antwort darauf abzulenken und stattdessen eine „einfache“, brutale „Lösung“ vorzutäuschen.

Die jüdischen Gemeinden, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, das Auschwitzkomitee, die Universität Hamburg, Gewerkschaften und viele andere erinnern an historischer Stätte jährlich an diese Gräuel: Nie wieder!
Wir sehen uns mit neuer Entschlossenheit herausgefordert, für eine Gesellschaft einzutreten, in der jeder Mensch sich in solidarischer Gemeinschaft frei entfalten kann. Solidarität und Freiheit erfordern ein wachsendes Maß sozialer Gerechtigkeit. Sie erfordern unsere gemeinsame Sorge für Frieden und den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Das sind globale Herausforderungen, die uns alle betreffen und denen unsere Arbeit, unser Lernen, unsere Kreativität und unser Engagement gelten. Wir streben nach einer Welt ohne Gewalt, denn die Menschenwürde ist unteilbar.

Wir rufen auf zur Kundgebung am Sonntag, den 10. November 2019 ab 14:30 am Carlebach-Platz.

Antrag an den Akademischen Senat zur Sitzung am 24. Oktober 2019 gestellt von Till Petersen, Golnar Sepehrnia und Olaf Walther (BAE!) sowie Armin Günther und Svenja Horn (CampusGrün).

Veröffentlicht am Donnerstag, den 24. Oktober 2019, http://www.harte--zeiten.de/dokument_1456.html