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Aufruf zur Kundgebung anlässlich des 100-jährigen Uni-Jubiläums

Die Uni ist anders!

„Wir müssen davon abkommen, daß wir hochmütig auf das Ausland herabsehen, denn wir haben doch kennengelernt, daß das Ausland nicht so tief unter uns steht, wie uns die alldeutschen Oberlehrer immer erzählt haben. [...] Wir müssen alles, aber auch alles zusammenraffen, um uns Achtung und Sympathie im Auslande zu verschaffen, meine Damen und Herren, und ich denke, dazu soll uns eine gute freie Hamburger Hochschule dienen und helfen, eine Hochschule, die eine Organisation bekommt von freiester Verfassung. Frei soll die Lehre sein und frei das Lernen, würdig dem freien Staat Hamburg.“

Emil Krause, SPD, Schulsenator, in seiner Einbringungsrede für den Antrag auf Gründung der Uni Hamburg in der Hamburgischen Bürgerschaft am 28. März 1919.

Am 28. März 2019 jährt sich der Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft zur Gründung der Uni zum 100. Mal.

Die vorausgegangene und währende Revolution 1918/19 war ein politischer, sozialer und kultureller Aufbruch: Sie sollte nicht nur den Krieg beenden, sondern auch den deutschen Militarismus. Sie sollte sozialen Fortschritt für alle bringen und gleiche demokratische Beteiligung – nicht zuletzt durch Bildung für alle.

Deshalb wurde mitten in der Zeit von Hungerrevolten und heftigen politischen Kämpfen in Hamburg durch Beschluss der erstmals nicht nach Klassenwahlrecht neugewählten Bürgerschaft die Universität gegründet.
Der Abgeordnete Emil Krause bringt es zum Ausdruck: Der Gründungsimpetus war, eine Wissenschaftseinrichtung „von allen für alle“ – eine Reformuniversität – zu schaffen, die im Bruch mit imperialistischen Traditionen für Frieden und Völkerverständigung und das Allgemeinwohl arbeitet.

Ebenso wie die Revolution ist auch diese Ambition für Wissenschaft und Bildung bis heute nicht voll verwirklicht. Die Mitglieder der Universität jedoch engagieren sich immer wieder dafür. Davon zeugt zum Beispiel das universitäre Leitbild: „Im Bewusstsein ihrer Verantwortung als Teil der Gesellschaft versteht sich die Universität Hamburg als Mittlerin zwischen Wissenschaft und Praxis, sie orientiert sich dabei an den Grundsätzen einer ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigen Entwicklung“. Darauf fußend hat die Uni sich kürzlich vorgenommen, mit ihrer Arbeit als „Uni der Nachhaltigkeit“ zur Realisierung der ‚Sustainable Development Goals‘ der UN (SDGs) beizutragen. Mit dem Beschluss des Akademischen Senats „Bildung und Wissenschaft zum Allgemeinwohl adäquat finanzieren!“ vom 28.06.2018 wendet sich die Uni gegen die zerstörerische Schuldenbremsen-Politik: „So gefährdet die Politik mit der Schuldenbremse, dass die Universität ihrer Verantwortung, an einer ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigen Entwicklung zu arbeiten, nachkommen kann. Damit schadet diese Politik allen. [...] Die Zuwendungen sind insgesamt dauerhaft zu erhöhen, denn Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung erfordert eine verlässliche Grundfinanzierung, die soziale Offenheit, wissenschaftliche Pluralität, Diskurs und gesellschaftliche Verantwortung begünstigt.“

Dieses Engagement für Bildung und Wissenschaft für eine menschenfreundliche Entwicklung von Stadt, Land und Welt wollen wir anlässlich des Jubiläums hervorheben, feiern und ausbauen.

Was der rein repräsentative Senatsempfang zum Jubiläum des Bürgerschaftsbeschlusses mit der Geschichte der Revolution, der Uni und mit ihren Mitgliedern und deren Aktivität zu tun hat, ist fraglich.

Deshalb laden wir ein:
„Die Uni ist anders!“-Kundgebung
Donnerstag, den 28.03.2019, 16 Uhr, auf dem Rathausmarkt,

auf der wir mit Redebeiträgen, Musik und einer szenischen Lesung [1] aus den Bürgerschaftsdebatten zur Uni-Gründung diese gemeinsam würdigen, sodass wir für die heutigen Auseinandersetzungen um eine Uni „von allen für alle“ Anregung und Ermunterung schöpfen. Alle sind aufgerufen, dazuzukommen!

[1Szenische Lesung zur Gründung der Universität Hamburg: Audio, [pdf].

Veröffentlicht am Dienstag, den 26. März 2019, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1438.html