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Bildung, Wissenschaft und gesellschaftliche Wirkung: Der Universität vertrauen?

„Die Deutschen haben das größte Vertrauen in die Polizei, die Universitäten und Ärzte. Das geht aus einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL/n-tv hervor. (…) Insgesamt hätten allerdings fast alle relevanten gesellschaftlichen Institutionen einen teilweise erheblichen Vertrauensverlust zu beklagen. Eine derart flächendeckende Vertrauens-Erosion wie in diesem Jahr habe das Umfrageinstitut seit über einem Jahrzehnt noch nie gemessen. Es werde deutlich, wie schädlich die mühsame Regierungsbildung und die für die meisten nicht nachvollziehbaren Streitigkeiten in Union und Koalition sowie die vielen Defizite in staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen für das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit des Staates und anderer für das Funktionieren der Gesellschaft wichtiger Institutionen gewesen seien.“

Forschung & Lehre (Internetportal der gleichnamigen Zeitschrift des Hochschulverbands DHV): „Weiterhin großes Vertrauen in Universitäten trotzt Verlusten“, 8. Januar 2019.

Immer mehr junge Menschen – über 50 Prozent jedes Abiturjahrgangs – besuchen Hochschulen: für eine vernünftige gesellschaftliche Entwicklung und für die persönliche Partizipation daran. Am besten wäre daher, wenn Universitäten tendenziell allen ermöglichten, durch wissenschaftliche Erkenntnis, Persönlichkeitsbildung und kooperative Gestaltung gesellschaftlich verantwortlich und qualifiziert zu wirken.

Die „Defizite“, die dafür zu beheben sind, sind deutlich: Nötig sind bessere öffentliche Finanzierung, vernünftige Betreuungsrelationen und Befreiung von den Beschränkungen interessegeleitet zu studieren, zu kooperieren und über den Tellerrand zu blicken. Erforderlich sind höhere demokratische Beteiligung und ein kritisch-verantwortlicher Gesellschaftsbezug in Forschung und Lehre. So könnte Universität ihre bestmögliche gesellschaftliche Rolle für demokratischen, sozialen Fortschritt wahrnehmen.

Diese Bedingungen zu schaffen erfordert solidarisches Engagement der Studierendenschaft. Es gelingt bereits teilweise – in immer neuen Stufen kontrovers zu dauerhafter Unterfinanzierung, wettbewerblicher Mittelbeschaffung, unerfreulichen Hierarchien, absurden Kennzahlen und den
Ba-Ma-Restriktionen. Sich fügen, Verstellung und marktgerechte Oberflächlichkeit, anderen Gutes neiden, fachliche Enge und Einbildungen aller Art sind Mist, den viele verlassen wollen. Die persönliche Entscheidung für eine menschenfreundliche und weltzugewandte Nützlichkeit des Lernens und Forschens, auch der Verwaltung, macht einen erheblichen Unterschied: für alle!

Im Bündnis fortschrittlich aktiver Studierender und anderer Uni-Mitglieder wird bereits viel Gutes angestoßen: In der Studienreform (Abschaffung von Fristen und Ermöglichung eines Studium Generale). Die demokratische Beteiligung (auch auf Institutsebene) kann wieder wachsen. Die geschundene Bausubstanz der Universität wird saniert – was funktionaler, rücksichtsvoller und beteiligungsorientierter geschehen sollte. Im Unterschied zum „Exzellenz“-Hype machen sich viele daran, Inhalte und Lehr-/Lernformen anhand der „Sustainable Developemnent Goals“ der Vereinten Nationen zu orientieren und wesentliche Fragestellungen des Menschseins konsequent zu bearbeiten. Weit über die Uni hinaus verbindend ist das Engagement für mehr öffentliche Investitionen.

Die Zuversicht wächst mit dem (eigenen) solidarischen Engagement für bessere gesellschaftliche Verhältnisse. Freundliche Aufmerksamkeit, Analyse, kontroverse Positionen und Diskussionen gehören ebenso dazu wie gesellschaftliche Kritik, öffentlicher Protest, lebendige Demos, solidarische Initiative und fröhliche Feste: Wir alle sind (potentiell) Faktor für eine menschenfreundliche Kultivierung der Gesellschaft. Das sollte auch bei den Wahlen zum StuPa und Akademischen Senat leitend sein.

V.i.S.d.P.: Golnar Sepehrnia, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Donnerstag, den 10. Januar 2019, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1425.html