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Aus Geschichte lernen!
Eine notwendige Unterscheidung

„Max Brauer, dieser große Sohn unserer Stadt, hat seine Herkunft als Arbeiterkind stets stolz betont. Ihm – wie so vielen anderen seiner Generation – war der Aufstieg mit Fleiß und Härte gelungen.“

„Max Brauer – Visionär in harten Zeiten“, von Olaf Scholz, Hamburger Abendblatt, 19./20. November, S. 21.

„Arbeitslosigkeit, Wohnungselend, alles was die breiten Schichten unserer Bevölkerung bedrückt, ist mir bekannt. Ich habe wie viele junge Arbeiter gehungert und gedürstet nach Bildung und Wissen.“

Antrittsrede Brauers als Oberbürgermeister von Altona, gehalten vor der Altonaer Stadtverordnetenversammlung am 17. Mai 1924, zitiert nach Arnold Sywottek: Max Brauer, S. 140.

Unter dem Eindruck des Elends und der Zerstörung durch Faschismus und Krieg, gedrängt von den antifaschistischen Forderungen weiter Teile der Bevölkerung, substantielle Konsequenzen für das „Nie wieder!“ zu ziehen und angesichts der über eine halbe Million Rückkehrer in Hamburg, kandidierte die SPD zu den Bürgerschaftswahlen 1946 mit einem Wahlprogramm unter dem Motto „Sozialismus – Planwirtschaft – Demokratie“. Im Fokus der folgenden Regierungsarbeit von SPD, KPD und FDP mit Max Brauer als Bürgermeister waren die Hauptquellen des Elends: Hunger, Mangelkrankheiten, Wohnungsnot sowie Kälte und Brennstoffmangel. Brauer befürwortete für die Eisen-, Stahl- und Metallindustrie, die chemische Industrie, die Werften, für Rüstungsbetriebe und Betriebe der Energiewirtschaft die Umwandlung in demokratisches Gemeineigentum. Sie sollten nie wieder faschistische und kriegerische Politik hervorbringen können. In seine Regierungszeit fällt die Sozialisierung der Alsterwiesen (zuvor gingen die Gärten der privaten Villen bis ans Wasser), wie auch die Erarbeitung der Hamburger Verfassung, in deren Präambel es heißt „Die Freie und Hansestadt Hamburg hat als Welthafenstadt eine ihr durch Geschichte und Lage zugewiesene, besondere Aufgabe gegenüber dem deutschen Volke zu erfüllen. Sie will im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt sein.“ wie auch „Um die politische, soziale und wirtschaftliche Gleichberechtigung zu verwirklichen, verbindet sich die politische Demokratie mit den Ideen der wirtschaftlichen Demokratie.“ Später engagierte er sich viele Jahre gegen Atomwaffen in der BRD.

Fleiß und Härte für den individuellen Aufstieg, wie es der derzeitige Bürgermeister propagiert und wie er auch Max Brauer versteht, ist so ziemlich das Gegenteil von persönlichem Einsatz für eine gerechte und friedliche Welt. Die Konservative Verstockung – in die Amtszeit von O. Scholz fällt u.a. die Deformation der Verfassung durch die Schuldenbremse – läßt sich lösen:
Ambitioniert für die Verbesserung des Lebens aller ist das Leben am besten. Die Umwandlung der Hamburger Krankenhäuser in Gemeineigentum, deutlich mehr gemeinnütziger Wohnraum als Teil sozialer Stadtentwicklung, ein Exportstopp für Rüstungsgüter, zivile sinnbringende Arbeit für alle, eine tatsächlich inklusive und gut finanzierte Schule oder auch die sorgfältige Instandhaltung öffentlicher Parks sind bedeutsame Veränderungen. Das sind auch Aufgaben für die Hochschulen. Dafür lohnt es sich zu lernen.

V.i.S.d.P.: Golnar Sepehrnia, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Sonntag, den 11. Dezember 2016, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1350.html