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Fleiß und Flucht
oder
Erkennen und Eingreifen?
,,Wir wissen, dass das Zuhause der wichtigste Ort auf der Welt ist.“
Mikael Ohlsson, Chef des Möbel-Konzerns IKEA, in der F.A.Z., 20. Januar 2012
,,Der unbeirrbare Stumpfsinn, mit dem diese Kapitalisten ihre törichte Geldpolitik fortsetzen, immer weiter, immer weiter, bis zur Ausblutung ihrer Werke und ihrer Kunden, ist bewundernswert. Alles, was sie seit etwa zwanzig Jahren treiben, ist von zwei fixen und absurden Ideen beherrscht: Druck auf die Arbeiter und Export.“
Kurt Tucholsky, ,,Die Herren Wirtschaftsführer“, 1931.
Der Weltkonzern IKEA machte im letzten Jahr 2,97 Mrd. Euro Reingewinn. Im selben Jahr schütteten die 30 DAX-Unternehmen 25 Milliarden Euro Dividende an ihre Aktionäre aus. Dennoch hielt die über zehnjährige Tendenz sinkender Reallöhne auf der anderen Seite an. Die soziale Ungleichheit wächst weiter.
Dieser miese Trend kann nur durch verstärkte solidarische Aktivität der Bevölkerung überwunden werden. Die formiert sich weltweit.
Dagegen wird medial inszeniert: Katastrophe, Korruption, Konkurrenz und Kriminalität. Die damit absichtsvoll organisierte Resignation wird nicht nur geschäftstüchtig verwertet (IKEA), sondern soll auch die Einsicht in die Möglichkeit solidarischer gesellschaftlicher Veränderung auf Basis rationaler Erkenntnisse verdrängen.
Doch die Irrationalität der Marktgesellschaft ist nicht ohne Alternative. Mit dem Versinken der sogenannten ,,freien“ oder ,,sozialen“ Marktwirtschaft im Strudel der Finanzmarktkrisen ist nicht das Ende der Welt, sondern höchstens das Ende dieser Gesellschaftsformation erreicht.
Das Entwürdigende dieser Gesellschaft ist die ökonomische Verdinglichung des Menschen. Wenn hingegen nicht private Gewinnmaximierung, sondern das Gemeinwohl allseits handlungsleitend wird, erhält alles einen vernünftigen Sinn. Mit dieser Orientierung kann und sollte insbesondere intensiviert an der Eroberung der Universität als menschenfreundlicher Bildungsstätte gewirkt werden. Statt forcierter Konkurrenz und Leistungshetze nach abstrakten Normen im Interesse zügiger ökonomischer Verwertung (Noten, Leistungspunkte, Fristen etc.) kann kooperative, kritische Aneignung der Welt - Bildung! - durchgesetzt werden, wenn alle dafür zunehmend Augenmerk und Tatkraft entwickeln.
Ansprüche an menschenfreundliche Lebensbedingungen, demokratische Teilhabe, vernünftige Kultur und friedliche, soziale Entwicklung weltweit gehören deshalb nicht ins stille Kämmerlein, sondern sollten öffentlich artikuliert und entwickelt werden. Mitstreitende und Mittel, humane Anliegen durchzusetzen, lassen sich in nächster Nähe finden.
Die Verfaßte Studierendenschaft, darin Fachschaftsräte, linke hochschulpolitische Gruppen, das Studierendenparlament und allerlei studentische Aktivitäten beinhalten diese Möglichkeit echter Emanzipation.
Andere Verhältnisse entstehen durch geändertes Verhalten.