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So nicht ..., aber so ...

,,O wie viele Menschen mögen jetzt,
Um diese Stunde - bitter weinen?
Es wär‘ ein Strom in Gang gesetzt,
Wenn diese Tränen sich vereinen.

Von allen Tiefen sanft gezogen,
Von allen Höhen abgelehnt,
Trägt er seine Fluten und sein Wogen
Zum Meer, das gar nichts mehr ersehnt.

Doch blanke Fische seh‘ ich schwimmen.
Stromaufwärts dampft die Kauffahrtei.
Am Ufer lachen helle Stimmen.
An mir vorbei. An uns vorbei.“

Joachim Ringelnatz, ,,An uns vorbei“, Gedichte dreier Jahre, 1932.

,,Die Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns“ ist eine ernsthafte Veranstaltung.

Immer zum Jahreswechsel nimmt Hamburgs Establishment die Direktiven des Präses der Handelskammer in Empfang. Auch dieses Jahr: ,,Für uns in Deutschland und in Europa geht es nicht zuletzt darum, unsere Position als wettbewerbsfähiger Partner in der globalen Welt zu behaupten.“ ,,Dazu bedarf es visionärer Ziele, geeigneter Konzepte und tatkräftiger Führung.“ So sprach der Chef-Lobbyist der hanseatischen Wirtschaft, Fritz Horst Merlsheimer und forderte: Mehr Militär zum ,,Schutz unserer Handelswege“, einen radikalen Sparkurs, Stellenabbau in der Verwaltung, mehr Investitionen in die Wirtschaft sowie die Elbvertiefung, er lobte Elbphilharmonie und Bürgermeister und wünschte sich ,,mehr Exzellenz“ in der Bildung. ,,Wirtschaft und Wissenschaft“ sollen auf ,,Augenhöhe“ verkehren.

Kurz: Die Unterwerfung von Mensch und Stadt unter die Prinzipien der Gewinnmaximierung sei gut und fortzusetzen. ,,Bewährt hat sich schließlich die Einbindung von externem Sachverstand in die Steuerungsgremien der Hamburger Hochschulen durch das Engagement von Unternehmern in den Hochschulräten. Das gilt es weiter zu fördern!“ So geht menschliche Gesellschaft aber nicht.

Darum ist diese Politik rundweg gescheitert.

An den Hochschulen z.B. wurde nichts besser durch: Studiengebühren anstelle sozialer Öffnung, durch Ba/Ma-Paukstudium für ,,Masse“ und ,,Elite“ anstelle solidarischen Lernens, durch ,,Führung“ statt Demokratie und durch Wirtschaftskonformität statt sozialkritischer Wissenschaft.

Unverbrüchliche studentische (und universitäre) Bewegung war und ist dazu eine wirksame demokratische Alternative: Die Gebühren sind nun bald wieder abgeschafft. Die Re-Demokratisierung der Hochschulen steht erneut auf der politischen Agenda. Friedensforschung und kritische Wissenschaften konnten - gegen den neoliberalen Trend - teilweise erhalten und manchmal sogar neu durchgesetzt werden.

Das ermuntert zu ambitioniertem studentischen Engagement. Eine menschenfreundliche Neuorganisation des Studiums, sozial wirklich relevante Inhalte von Bildung und Wissenschaft, echte Demokratie, eine bedarfsgerechte Bildungsförderung ohne alle Gebühren, die Beseitigung des allgegenwärtigen Mangels ... dann wird Universität zu einer gesellschaftlich und persönlich sinnbringenden Einrichtung.

Alle können dazu beitragen. Auf jeden kommt es an. Stupa und AStA müssen die Initiative dafür ergreifen.

So geht‘s gemeinsam heiter und zügiger voran.

V.i.S.d.P.: Golnar Sepehrnia, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Sonntag, den 15. Januar 2012, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1096.html