Menü | HomePublikationenharte zeiten › Flugblatt von harte zeiten vom

England
Oder
Der Sinn des Lebens

,,Und hier kommt der Sinn des Lebens. - Danke Brigitte. - Hoch, na ja, das ist ja nichts besonderes: Seien sie nett zu Ihren Nachbarn, vermeiden Sie fettes Essen, lesen Sie ein paar gute Bücher und machen Sie Spaziergänge. Und versuchen Sie, in Frieden und Harmonie mit Menschen jeden Glaubens und jeder Nation zu leben.“
Monty Python, ,,Der Sinn des Lebens“ [Das Ende des Films], UK 1983.

Die rabenschwarze Parodie aus der Hochphase des Thatcherismus ( = entfesselte Finanzmärkte minus Industrie plus Krieg plus Snobbismus) findet heute, dreißig Jahre später, sachten Widerhall bei ihren Adressaten. So schreibt Margret Thatchers Biograph Charles Moores unter dem Titel ,,Ich beginne zu denken, daß die Linke recht behalten könnte“ im Daily Telegraph: ,,Und wenn die Banken, die unser Geld betreuen, es wegnehmen, es verlieren und dann, aufgrund einer staatlichen Garantie nicht bestraft werden, geschieht etwas Schlimmeres.“ Weil der gläubige Konservative dies einige Tage vor den ,,Riots“ in britischen Städten entdeckte und mit der Forderung nach einer neuen ,,bürgerlichen Gesellschaftskritik“ verband, gilt er in deutschen Meinungsmedien bereits als Visionär.

Da lamentiert die Frankfurter Allgemeinen Zeitung: ,,Die Abhängigkeit vom Wohlfahrtsstaat hat die heutige Unterschicht zur Bequemlichkeit erzogen. Oft vaterlos und ohne moralische Instanzen aufgewachsen, schlecht ausgebildet, aber mit der Einstellung ausgestattet, dass die Gesellschaft ihnen etwas schuldig sei, lassen sich die Jugendlichen in sozial schwachen Milieus in die Kriminalität treiben, wo oft größere Gewinne locken als durch ehrliche Arbeit.“ Ohne exklusive Bereicherung und ohne allgemeine Bescheidenheit seien Chaos und Anarchie also unvermeidbar: ,,Mit der Auflösung des (...) sozialen Gefüges sind, bei allen Nachteilen, die das Standesbewußtsein hatte, auch Werte und Sicherheiten abhanden gekommen. Sie bleiben allenfalls noch auf der Moorheide erhalten. Dort ist die Welt noch in Ordnung.“ (12.8.2011)

Diese bemoosten Vorstellungen enthalten viel Zucht und Ordnung. Nach menschlichem Maß sind sie ohne Perspektive. Auch verdecken sie nicht die realen Ursachen der Konflikte: Bis 2015 soll der britische Staat 85 Mrd. Pfund vorrangig in den Sozialsystemen ,,einsparen“, 400.000 Stellen im öffentlichen Dienst sollen gestrichen werden; die Studiengebühren sollen erneut steigen... Die Attacke der Regierung Cameron wird unter dem neuen Banner der internationalen Bankenpolitik, des ,,Schuldenabbaus“, unternommen.

Unterm Strich der Aktionärs-Bilanzen sind alle austauschbar. Diese fatale Profitfixierung ist allerdings nicht nur gesellschaftlich schädlich, sondern enthält in der täglichen produktiven Arbeit und dem sozialen Leben der Mehrheit die Möglichkeit ihrer Überwindung: Kollektiv und politisch bewußt Bedingungen zu schaffen, in denen es allen gut geht. Immer sinnvoll ist deshalb das Engagement für Frieden und soziale Gleichheit, für Bildung, Wissenschaft, Gesundheit und Kultur für alle, für vernünftige Arbeit und demokratische Partizipation, die diese Bezeichnung verdient.

Dabei und dafür ist niemand egal.

V.i.S.d.P.: Golnar Sepehrnia, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Dienstag, den 16. August 2011, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1052.html