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Ein Platz auf dem Markt - für alle?

Der Ba/Ma-Unfug braucht ein Ende

,,Der Bachelor wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit“, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) anlässlich der Vorstellung der Studie. ,,Die jungen, gut ausgebildeten Absolventen sind für die Unternehmen attraktiv und bekommen vernünftige Perspektiven.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, ,,Regierung und Wirtschaft werben für Bachelor“, 4.5.2011.

,,Was wir nicht erkennen können, hat für uns keinen Wert, wenigstens keinen Wert auf dem sozialen Standpunkte, wo es gilt, das im Geiste Erkannte zur leiblichen Erscheinung zu bringen.“
Heinrich Heine, ,,Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“, 1834.

Die Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan zeigt sich fortgesetzt lernresisten. Während die seit Anfang der 2000er Jahre aufgesetzten Studiengänge à la Bolognese, die oftmals gegen kritische Studienreformbemühungen verordnet wurden, die Universitäten in eine Entwicklungskrise stürzten und die Kritik der Studierenden am selektiven Paukstudium nicht aussetzt, sieht sie die ,,Erfolge des Reformprozesses“.
Beweise bleiben aus. Auch das ist keine Wissenschaft.
Der Erfolg bestünde im übrigen darin, daß ,,der Bachelor am Arbeitsmarkt angekommen ist“. So formuliert es ebenfalls in der F.A.Z., der Vorsitzende des Stifterverbandes der deutschen Wissenschaft, Arend Oetker, Cousin des Backonkels mit eigener Marmeladenfabrik (Schwartau).
In diesem Gleichklang zwischen Bundesministerin und privatem Kapital erweist sich die unausgesetzte Entfernung des wissenschaftspolitischen Establishments von dem Prinzip Bildung durch Wissenschaft, von den Hochschulen und den sozialen und kulturellen Interessen der gesellschaftlichen Mehrheit.
Aber: Keine Ministerin und kein Unternehmer kann das kooperative Lernen und Forschen den eigens dafür geschaffenen gesellschaftlichen Einrichtungen abnehmen.
Nein zur (Ver-)Käuflichkeit ist eine Grundbedingung des vernünftigen Erkennens. Für eine konstruktive Studienreform müssen also andere gesellschaftliche Maßstäbe und Kriterien geltend gemacht werden, als in den letzten 10 Jahren dominierten.
Da ist zu aller erst die produktive Lerngemeinschaft von Studierenden und Lehrenden, die an die Stelle von Prüfungen und Leistungskontrolle Fragen, Kritik und Neugier als Motor des Erkenntnisgewinns setzt. Können ist nicht Lernen.
Auch die Herausbildung von Kritikfähigkeit und Mündigkeit für die Entwicklung souveräner Persönlichkeiten, die gesellschaftlich verantwortlich handeln anstatt mehr oder weniger rüde und ,,erfolgreich“ zu paßgerechten Humanressourcen für den Arbeitsmarkt ,,veredelt“ zu werden, ist aktualisierenswert für demokratische Hochschulen.
Das Interesse der Mehrheit - an Frieden sozialem Fortschritt, vernünftiger Nutzung natürlicher Ressourcen, echter gesellschaftlicher Partizipation und kultureller Entfaltung mit solidarischem Sinn - sollte wesentliche Orientierung für Wissenschaft und Bildung sein.
Universität für die Menschheit ist nicht in Einklang zu bringen mit unternehmerischen Zielen für die wissenschaftlichen Bildungseinrichtungen. Die Hochschulen zu Stätten solidarischer Begegnung und internationaler Verständigung zu machen, hängt von einer dynamischen Entwicklung studentischen Engagements ab.
Auch dafür müssen die Studiengebühren fallen.

V.i.S.d.P.: Golnar Sepehrnia, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Dienstag, den 10. Mai 2011, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1033.html