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Zwischen WissensGmbH&Co KG und Zukunftstauglichkeit

Wohin führt der "Weg in die Wissensgesellschaft"?
Wieviel Wirtschaft darfs denn sein?

Der Forschung, Der Lehre, Der Bildung - das Universitätsportal erinnert an die hohe Wert-
schätzung 'unabhängiger' Wissenschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Doch so wie auch damals die Einrichtung des Kolonialinstituts (aus dem 1919 die Universität hervor ging) kein Selbstzweck war, sondern, wie der Name nahe legt, hanseatisch-kaufmännischen Interessen entsprang, so sind auch heute Inhalte und Ergebnisse von Bildung und Wissenschaft politisch umstrittene Güter.

In der "Wissensgesellschaft" sind auf dem Arbeitsmarkt massenhaft HochschulabsolventInnen gesucht, weil immer mehr Arbeitsplätze enorm hohe Qualifikation erfordern - nicht nur in der IT-Branche. Deshalb spucken die Hochschulen nicht mehr den freiberuflichen Akademiker aus, der das wohlsituierte Leben des Bildungsbürgers führt, sondern eher universitär ausgebildete Arbeitnehmer.

Die Studierenden sollen qualifiziert werden, eigenständig Aufgaben wahrzunehmen, im Team zu arbeiten, sich (auch dort) der Konkurrenz zu stellen, aktuelles Know-how mitzubringen und sich als Subunternehmen "Ich" ganz der 'Familie Firma' zu verschreiben - dann sei das eigene Fortkommen gesichert. Entsprechend werden die Studienanforderungen aktuell auf die geforderte Mischung aus Leistungsdruck, schulartiger Wissensvermittlung und Praxisnähe (das bedeutet hier Wirtschaftsnähe) gebürstet. Freundliche Unterstützung erhalten die Hochschulen dabei von Einrichtungen wie der Bertelsmann-, VW- und Zeitstiftung - total unabhängig selbstredend.

Die Universität kann und sollte aber auch der Ort sein, kritischen Gesellschaftsbezug in den Wissenschaften zu verwirklichen, die eigenständige Aneignung gesellschaftlich relevanter Fragestellungen zu ermöglichen, Praxisorientierung als konkrete Problemlösung zu verstehen und damit wissenschaftliche Grundlagen für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Mehrheit der Menschen zu schaffen.

Dafür ist Eingreifen von links in die politische Debatte um die weitere Entwicklung des Bildungsbereichs gefragt. An Fachbereichen, auf dem Campus, in der Studierendenschaft, in den Uni-Gremien, in der Parteipolitik und überhaupt ... - denn die Entscheidung zwischen bildungspolitischer Emanzipation oder Durchkommerzialisierung ist wegweisend für die weitere Entwicklung unserer Gesellschaft.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: juso-hochschulgruppe & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Sonntag, den 1. April 2001, http://www.harte--zeiten.de/artikel_103.html