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Rational aktiv

,,Geist ohne Mitmenscherlebnis, Geist ohne Humanität ist Aftergeist; Schöpfertum, das nicht von der Du-Tatsache Notiz nimmt, bildet sich nur ein, es zu sein. Es gibt keine Größe ohne Willen zur Hilfe [...].“
Kurt Hiller, Der Aufbruch zum Paradies (179), München 1952.

Außenminister Guido Westerwelle, der Vulgärliberale, hat das nun seit 9 Jahren von der NATO besetzte Land Afghanistan besucht. (,,Nicht alles ist gut in Afghanistan.“) Er hatte großzügige 13 Millionen Euro ,,Aufbauhilfe“ im Gepäck.

Bedenkt man, daß Afghanistan einen Jahreshaushalt von nur 14 Mrd. Euro (inkl. westlicher Transferleistungen) hat, ist das viel Geld. Nimmt man zur Kenntnis, daß dieser natürliche Flugzeugträger des westlichen Militärbündnisses, ausgerichtet auf China und Rußland, gleichzeitig das zweitärmste Land der Welt ist, sind Zweifel unumgänglich. - Was kostet ein schwimmender Flugzeugträger?

Weiß man, daß die Bundesregierung allein für die sogenannte Rettung der Commerzbank 18 Milliarden Euro ausgegeben hat und nun dennoch nicht einmal politisch über sie verfügt wird, ist der Zynismus der herrschenden Politik eindeutig erkennbar.

Wohlbestallte Politiker, die diese staatliche Handlungsweise als Durchsetzung von Sicherheitsinteressen, Wiederherstellung von Vertrauen oder gar als Engagement für Humanität weltweit definieren, denken mit dem Körperteil auf dem sie sitzen.

So wird Völkerrecht vielfach gebrochen: Anstatt zur Bekämpfung von Terrorismus ursächlich Armut und Unterentwicklung zu überwinden oder sich wenigstens in zwischenstaatlicher Kooperation an polizeiliche und justizielle Maßnahmen zu halten, wird die UN-Charta, der zufolge die Androhung und Anwendung von Gewalt gegen Staaten grundsätzlich untersagt ist, mißachtet. Die Souveränität des Staates Afghanistan, der niemals ein anderes Land angegriffen hat, wird verneint. Das Grundgesetz und der Zwei-plus-Vier-Vertrag, denen zufolge ,,von deutschem Boden nur noch Frieden ausgehen“ darf, wird mit Füßen getreten. Dies geschieht ,,um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen.“ (Ex-Bundespräsident Horst Köhler).

Mit der Behauptung, nur Gewalt böte eine Lösung für Entwicklungsprobleme der Menschheit, wird jede rationale Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit negiert. Am Werk ist intellektuelle Armseeligkeit gepaart mit konzentriertem Reichtum für die machtpolitisch-expansive Durchsetzung ökonomischer Interessen - Raub, Kolonisierung, Errichtung von Protektoraten etc. für die Mehrung von partiellem Wohlstand in den industriellen Zentren. Das Völkerrecht als eine der größten internationalen Vernunfttaten zur Überwindung von Krieg und Not ist dazu ein kontrahenter Bezugsrahmen für eine vermenschlichende Praxis.

Alternative
Dichter und Denker oder Richter und Henker?
Überall auf der Welt ist die Frage gestellt.

,,Einfachen Lösungen“ für die großen Entwicklungsfragen der Weltgesellschaft sind ersichtlich nicht zu haben. Gedankliche Faulheit ist auch eine Gewalttat. Kriegerische Konflikte lassen sich mit wirtschaftlicher Entwicklungszusammenarbeit, wissenschaftlicher und kultureller Verständigung und politischen Verhandlungen beilegen bzw. von Grund auf vermeiden. Ohne Gewalt, durch kooperative Arbeit ist eine Friedensordnung machbar: Brot und Bildung sind Lebensmittel, Waffen sind Tötungsmittel. Auf menschlich angewandtes Denken kommt es an.

In der Fähigkeit dazu sind alle Menschen gleich.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Mittwoch, den 12. Januar 2011, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1015.html