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Bildung ist klassisch und gut.

Was ist Bachelor?

,,Exzellente Universitäten und Hochschulen sind Ansatzpunkte, um
— durch passgenaue Ausbildung die Verfügbarkeit hochqualifizierter Fachkräfte zu erhöhen,
— junge Talente auch aus dem internationalen Raum für Hamburgs Wissenschaft und Wirtschaft zu gewinnen,
— Grundlagen- und anwendungsbezogene Forschung als Basis der Innovationsfähigkeit der Unternehmen sicherzustellen,
— über Wissenstransfer den kleinen und mittleren Unternehmen die Erneuerung der Produktpalette zu ermöglichen,
— über technologie- und dienstleistungsorientierte Ausgründungen zukunftsträchtige Arbeitsplätze in Wachstumsfeldern zu schaffen,
— in der alternden Gesellschaft für die beständige Erneuerung des Wissens der Arbeitskräfte zu sorgen.“

Handelskammer Hamburg, ,,Nachhaltiges Wachstum durch Wissenschaft“, Memorandum, 17.09.2010.

Eine Wirkung der Aufklärung ist, daß um die pure und bare Anwendung des Menschen für Profitzwecke kaum mehr Nebel gemacht wird. Im Herbst hat die Handelskammer ihre Wünsche zur totalen Ökonomisierung der Hochschulen aufgefrischt. Sie hält auch bei Neuwahlen Kurs. Sie wird nicht von der Bevölkerung gewählt, denn sie ist die Interessenvertretung der sogenannten Arbeitgeber. Diesen sollen alle dienen. Das tut niemand gerne.

Das Bachelor-Master-System, das wir dieser emsig unproduktiven Politik zu verdanken haben, ist unbeliebt. Es kostet die Unis viel Geld bei der (kommerziellen) Akkreditierung. Es steigert die Konkurrenz durch die Trennung in ,,Masse“ (BA) und ,,Elite“ (MA). Es erzwingt Kürzungen in der Lehre, weil die Studierenden in kürzerer Zeit durch ,,den Unterricht“ geschleust werden. Die verpflichtenden Module hindern an der gemeinsamen kritischen Entwicklung der Wissenschaft. Die - ginge es um Erkenntnisprozesse - völlig absurde Regelstudienzeit schafft Gehetztheit. Die Anforderungen an die Verwaltung, die Kontrolle und das sture Pauken machen mißtrauisch, müde und hohl. Ab Mitternacht sind die Bürgersteige im Grindel oft wie hochgeklappt.

Kleine Modifikationen an diesem System sollen wirken wie Schmieröl im Getriebe.

,,Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die Anstellung eines Mannes?“
Bertolt Brecht, Dreigroschenoper, 1928.

Wenn hingegen mal ein Buch zu Ende gelesen, ein Gespräch bis auf den Grund geführt, eine Zusammenarbeit ausgebaut, Mitmenschen ganz ernst und das Leben deutlich heiterer genommen werden sollen, dann ist Erhebung - natürlich nur gegen das Ba/Ma-System - die beste Bewegung.

Danach kommt nicht nichts, sondern die Wiederherstellung wirklich entwicklungsfähiger Diplom/Magister/Staatsexamensstudiengänge, die auch ohne Teilnehmerbeschränkung, Noten, Regelstudienzeiten, Klausuren, STiNE und den ganzen Mist auskommen.

Bildung eben, nicht ,,passgenaue Ausbildung“. Nicht die Anwendung von Menschenmaterial, sondern eine kooperative, kritische, dynamische und menschliche Handlung und Haltung.

Der Bachelor bleibt auf der Strecke durch eine solidarische Entwicklung in Geist und Tat.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Dienstag, den 7. Dezember 2010, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1001.html