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AStA-Wahl: Was sind eigentlich ,,eigene Interessen“?
Ein Kommentar zum selbstorganisierten Blödsinn

,,Generell sind sämtliche AStA-Referate für alle offen, die Interesse haben und mitmachen wollen. Hinsichtlich dem von uns angestrebten ,,Kultur-AStA“ besteht ein großer Bedarf an engagierten Studierenden aller Semester und Fachbereiche!“
Sören Faika, neuer stellv. AStA-Vorsitzender, Oxmox Uni-Extra, Mai 2010.

Der ,,Kultur-AStA“ (Allgemeiner Studierendenausschuß) braucht also Studierende.
Aaah-ja, hieße es bei Loriot.
Er ist mit 25:22 Stimmen im Studierendenparlament knapp neu gewählt. Die alt-neue Koalition aus Liberalen, Juso-Realos und weiteren Liberalen (WiWi, Jura, GeiWi, EPB...) betreibt ein furchtsames ,,Weiter So!“. Korrekturen in der Haltung zu studentischen Protesten seien gewollt, ansonsten weiterhin sogenannter Service, Konsum, Gefälligkeit. Alles bleibt kleinbravklein. Hier wollen vermeintlich junge Leute manierlich vom Abitur bis zur Grabstättenpacht planen (und ,,feiern“) können. Dies sei ein AStA der Kultur. Und zweifelsfrei ist die selbstbezügliche Beschäftigung mit Alltagsdingen auch eine Art Kultur. Hier wird Verwertungskonformität eingeübt und die dafür funktionale Bewußtslosigkeit verherrlicht. Entsprechend ist die Ansage dieses AStAs, es ginge nicht darum, die Welt zu verändern.
Schade. Hätten doch alle was von studentischen Aktivitäten für mehr Demokratie, für die Abschaffung von Bildungsgebühren (auch an der gegenwärtigen Gebührenfreiheitskampagne will der neue AStA wieder nicht teilnehmen), für gemeinsam längeres Lernen, für solidarisches Studieren statt Kampf um ,,gute Noten“ und Masterplätze und für kritische Wissenschaften. (z.B. zur Beantwortung der Frage, wie schließt man ein Bohrloch in der Tiefsee und mußte man es überhaupt machen?).
Und da nun die EU ein Programm zur ,,Rettung des Euros“ in Höhe von 750 Mrd. Euro beschlossen haben und so die sozialen Lebensbedingungen (Gesundheit, Arbeit, Soziales, Bildung, Kultur) sämtlicher Europäer bedrohen, damit die Spekulationen, Kredite und Zinsen der Finanzwirtschaft bezahlt werden, nehmen korrespondierend zu diesem sozialen Krieg von Oben die politische Auseinandersetzungen international zu. Griechenland steht deshalb auch dafür, daß Studierende und Schüler mit Arbeitern, Angestellten und Erwerbslosen den Druck auf die Regierungen erhöhen, damit die Kosten der Krise von den Verursachern geschultert werden müssen. Dies wird mit der Forderung nach sozialer Öffnung der Bildungseinrichtungen und der Zurückdrängung der Restriktionen infolge der neoliberalen ,,Bolognareform“ verbunden. Damit kämpfen die erzürnten Griechen für die sozialen Interessen der Mehrheit. Nicht engagiert sind sie für die fett im Studiengebührenkreditgeschäft tätige KfW-Bank und die Deutsche Bank, die sich durch Kredit und Zinsen an der Krise weiter bereichern.
Womit wir wieder beim AStA wären. Dessen Aufgabe ist eigentlich, die politische Initiative für sozialen Fortschritt und ,,Bildung für Alle“. Diese setzt das dynamisierende Bewußtsein voraus, daß Universität und Studierende Teil derselben veränderungswürdigen Welt sind wie die demonstrierenden Griechen, aber auch Josef Ackermann. Durch diese Welt geht ein Riß, der nicht zu kitten ist. Stagnation und Schöntuerei stehen dabei auf der falschen Seite.
Studentische Kultur ist eigentlich Solidarität und Aufklärung als menschliche Emanzipation. (Freude eingeschlossen.)

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Dienstag, den 11. Mai 2010, http://www.harte--zeiten.de/artikel_952.html