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Solidarität mit den protestierenden Studierenden in Österreich

Liebe Protestierende,
die Hochschulen stecken international mitten drin in der globalen Krise, die letztendlich eine Entwicklungskrise der Menschheit ist. Über Jahrzehnte hinweg sind die Hochschulen immer stärker der Standortideologie und -praxis unterworfen und kommerzialisiert worden. Forschung just-in-time zur unmittelbaren gewinnberingenden Verwertung und die Produktion williger Akademiker zu ausbeutbarem „Humankapital“ sind die wissenschaftspolitischen Leitlinien dieser Politik. Das Ergebnis: Die herrschende Wissenschaft versagt gänzlich vor den Herausforderungen der weltweiten Krise - es dominiert schockiertes Glaskugellesen statt eine analytisch begründete Reformperspektive für die Neubestimmung der sozialen Verhältnisse. Dabei wäre die förderste Aufgabe der Wissenschaft, zur Verbesserung der Lebensbedingungen aller beizutragen sowie allen Menschen die Bildung mündiger Persönlichkeiten in kritischer gesellschaftlicher Verantwortung zu ermöglichen.
Wir freuen uns daher sehr über Eure Proteste, die mit dem Anspruch „Bildung statt Ausbildung“ diese Kontroverse neu in die öffentliche Auseinandersetzung bringen und eine eigene positive Antwort geben. Euch gilt unsere uneingeschränkte Solidarität.
Insbesondere unterstützen wir Eure Forderung
— nach Antidiskriminierung, weil sie - gegen die aktuelle Tendenz, soziale Ungleichheit zu biologisieren - auf die Gleichheit und Entwicklungsmöglichkeit Aller gerichtet ist,
— gegen die Ökonomisierung der Bildung, weil sie den Menschen dem Gewinnprinzip unterordnet statt auf Aufklärung und Emanzipation zu setzen,
— für die Demokratisierung der Hochschulen, weil die Selbstverwaltung der Wissenschaft und Bildung durch ihre Subjekte die Grundlage für ihren verantwortungsvollen Gesellschaftsbezug ist,
— nach geschichtlicher Aufarbeitung, weil das kritische Verständnis von Kolonialismus und Faschismus (und darin der negative Rolle der Wissenschaft), aber auch die positive Erfahrung der Überwindung dieser antimenschlichen Verhältnisse (und darin wiederum der beispielgebende Rolle engagierter Humanisten auch in der Wissenschaft) für die Hochschulen heute Maßstäbe setzen: gegen Krieg und Partikularinteressen für Frieden, Demokratie und allgemeine Wohlfahrt.
Wir wünschen Euch einen langen Atem und bemühen uns um Unterstützung Eurer Proteste durch das Engagement für emanzipatorische Bildung und aufklärerische Wissenschaft auch bei uns.

Veröffentlicht am Mittwoch, den 11. November 2009, http://www.harte--zeiten.de/dokument_917.html