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Miliberalismus: Die Freiheit und die Wehrpflicht

,,Die Wehrpflicht ist »überflüssig und ungerecht«, das ist für Guido Westerwelle klar. Dem SPIEGEL sagte der FDP-Chef: »Die Wehrpflicht hatte ihre Verdienste. Heute ist sie eine Sache von gestern. Mit den Auslandseinsätzen hat die Bundeswehr neue Aufgaben übernommen.«
Derzeit würden nur rund 15 Prozent der Männer eines Jahrgangs eingezogen, während viele andere an ihren Karrieren arbeiten könnten, betonte Westerwelle. Da sei es ein Akt der Gerechtigkeit, auf eine Freiwilligenarmee umzustellen.“

Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle im SPIEGEL, 27. Juli 2009.

Militärischer Zwangsdienst behindert manche Karrieren. Aber auch beim Militär ist Aufstieg möglich. Demzufolge ist das ,,freiwillige” Erlernen zu gehorchen, zu befehlen, zu töten und zu sterben in guter Ordnung.

Diese liberale Verrenkung fußt auf einem von Aufklärung gänzlich unberührten Glauben an die angeblich natürliche Konkurrenz. Die Konkurrenz aller gegen alle müsse eben sowohl bewaffnet als auch unbewaffnet ausgetragen werden können. Auch Frauen, Schwule und andere Mindermenschen dürfen mitmachen. Ist das nicht tolerant?
Demnach wachse die ,,eigene” Freiheit mit dem Grad der Einschränkung der anderen. Frei-Willigkeit ist folgerichtig, wenn man zu befürworten beginnt, was man zu müssen glaubt.

Freiheit - in diesem Sinne - ist also die Abwesenheit von Humanität, bewußter Kooperation und Solidarität. ,,Liberal” ist daran höchstens, daß egal welches Wort mit beliebigem Inhalt gefüllt wird.
Derart misanthrope Zwangsvorstellungen sind weder zivil noch intelligent, noch prägen sie irgendeine “bürgerliche Mitte”. Die Mehrheit der Bundesbürger lehnt aus gutem Grund zum Beispiel den Krieg gegen Afghanistan ab. Die ökonomische, kulturelle und militärische Durchsetzung von Profitinteresse und Marktdoktrin sowie die gewaltsame Bekämpfung der Ärmsten an der Peripherie der sogenannten zivilisierten Welt (z.B. in Afghanistan, dem Irak oder vor den Küsten Somalias) ist nur noch schwerlich als die Verbreitung von Freiheit und Gerechtigkeit oder als Landesverteidigung ans Wahlvolk zu bringen. Deshalb soll die Abschaffung der Wehrpflicht (nicht des Militärs!) jetzt als Zugewinn an Freiheit verkauft werden.
Guido Westerwelle möge auf seinem fauligen Angebot sitzenbleiben.

Wirklich befreiend ist, gegen hart verteidigte Geschäftsinteressen und ideologischen Schwachsinn eine solidarische Lebensweise zu entwickeln und zu verallgemeinern.
Das heißt vor allem, zu sagen was wirklich ist und sich in vernünftiger Kooperation für die Verbesserung der Lebensbedingungen zu engagieren. Nukleare und ,,konventionelle” Abrüstung, Stop der Rüstungsproduktion und entsprechender Exporte, eine dementsprechende Entfaltung ziviler Produktivität für alle, international ökonomische und kulturelle Zusammenarbeit sowie Bildung und Kultur zur gemeinschaftlichen Entfaltung und nicht zur Verwertungsoptimierung, sind sinnvolle programmatische Ziele. Das Engagement dafür ist selbst erfreulich und kennt kein Sommerloch.

Das Hamburger Forum ruft auf zur:

Kundgebung:
Hiroshima und Nagasaki mahnen
Unsere Zukunft - atomwaffenfrei!

am Samstag, den 8. August 2009 um 11.00 Uhr
auf dem Ida-Ehre-Platz (Mönckebergstraße)

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Mittwoch, den 29. Juli 2009, http://www.harte--zeiten.de/artikel_871.html