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Zum Geleit XLV

Ist in der Krise alles auf der Höhe?
oder
Heinrich Heine zu Frau Schavan

1) Zeigende Bausteine?
,,Der Bund hat Aufstiegsstipendien eingerichtet und im übrigen die Stipendien für alle Begabtenförderungswerke deutlich erhöht. Das sind einige Bausteine, die zeigen, dass eine Maßnahme alleine nicht ausreicht.“
Anette Schavan (CDU) Bundesministerin für Bildung und Forschung, im Gespräch mit tagesschau.de, 22.10.2008.

Frau Schavan, die auch gern mal kürzere Dienstreisen mit dem Flugzeug macht, will aus dieser Höhe nicht zur Kenntnis nehmen, daß nicht nur PISA- und OECD-Studien, sondern sogar auch eine eigens von ihrem Ministerium in Auftrag gegebene Untersuchung belegen, was profund zur massenhaften Alltagserfahrung in dieser unserer Gesellschaft gehört: Die Kluft sozialer Ungleichheit, die politisch gesellschaftlich vergrößert wird, wächst ebenso durch die sogenannten Reformen im Bildungssystem. Siehe!

2) Notwendiger Vertrauensschwund
,,Ja, mich dünkt zuweilen, der Adel und die Jesuiten existieren nur so lange, als man an sie glaubt.“
Heinrich Heine, ,,Reise von München nach Genua“, 1828.

Einengung folgt aus rigidem Regiment. Das tut nicht wohl.
Drangsal beruht auf Glauben, den jeder kennt.
Der Gegenpol
Ist die Erschütterung der Seligkeit im Wachen und im Träumen:
Kaum sieht man klar und neu, versinkt die
Ehrfurcht unter brodelnd Schäumen.

3) Kleider und Ordnung
,,Was wir nicht erkennen können, hat für uns keinen Wert, wenigstens keinen Wert auf dem sozialen Standpunkte, wo es gilt, das im Geiste Erkannte zur leiblichen Erscheinung zu bringen.“
Heinrich Heine, ,,Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“, 1834.

Wenn der Kaiser - übrigens: schon seit längerem - nackt ist, sei dies unverbrüchlich ausgesprochen und dem frierenden Regenten eine Wolldecke gereicht. Danach übernehme man die Amtsgeschäfte - republikanisch, versteht sich - und ordne das allgemeine Leben neu.

4) Erweiterung des Horizontes
,,Ja, wie im Mittelalter alles, die einzelnen Bauwerke ebenso wie das ganze Staats- und Kirchengebäude, auf den Glauben an Blut beruhte, so beruhen alle unsere heutigen Institutionen auf den Glauben an Geld, auf wirkliches Geld. Jenes war Aberglauben, doch dieses ist der bare Egoismus. Ersteren zerstörte die Vernunft, letzteren wird das Gefühl zerstören. Die Grundlage der menschlichen Gesellschaft wird einst eine bessere sein, und alle Herzen Europas sind schmerzlich beschäftigt, diese neue bessere Basis zu entdecken.“
Heinrich Heine, ,,Die romantische Schule“, 1835.

Die spekulative Ungehaltenheit ist ein strukturelles Problem.
Eine menschenwürdige Gesellschaft bedarf des kultivierenden Einsatzes der dafür zu schaffenden Mittel.
Die Opposition zur Mühsal schafft Bedingungen für die Erweiterung der Existenz.
Siehe!

Flugblatt: Humanität in Wissenschaft und Politik: Eine notwendige Einheit.

Veröffentlicht am Mittwoch, den 22. Oktober 2008, http://www.harte--zeiten.de/dokument_777.html