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Verbessern wir das Studium

„Dazu Universitätspräsidentin Prof. Dr.-Ing. habil. Monika Auweter-Kurtz: »Um die Studienbedingungen zu verbessern und in der Lehre wettbewerbsfähig zu werden, sind wir dringend auf diese zusätzlichen Mittel angewiesen. Die Universität Hamburg hat die Studiengebühren bereits für deutliche Verbesserungen der Studienbedingungen eingesetzt und eingeplant. Wer jetzt über die Reduzierung oder Abschaffung der Studiengebühren nachdenkt, muss auch für Alternativen sorgen und sagen, woher diese Mittel dann kommen sollen. Andernfalls fiele die Universität Hamburg wieder auf einen Stand zurück, bei dem sie in Lehrrankings die hintersten Plätze belegt. «“
Aus einer Pressemitteilung der Universität Hamburg, 7. März 2008.

Man könnte meinen, eine Universität hätte besseres verdient. Insbesondere, weil sich die Universität Hamburg vielfach gegen Studiengebühren ausgesprochen hat.
So haben in den vergangenen zwei Semestern über 6.000 bzw. über 4.000 Studierende die Zahlung der Gebühr boykottiert, weitere ca. 11.000 Studierende konnten sich von der Gebühr - trotz unsäglicher Restriktionen der Behörde „für“ Wissenschaft- und Forschung - befreien lassen. Auch haben seit Jahren immer wieder akademische Gremien (Akademischer Senat, Fachbereichs- bzw. Fakultätsräte, Institutsräte bzw. Departmentvorstände) und die Personalvertretungen ihre Gebührenablehnung durch Beschlüsse und Statements zum Ausdruck gebracht. Dieses Urteil resultiert aus der Überzeugung, daß Studiengebühren sozial selektiv, anti-demokratisch, dekultivierend und wissenschaftsfeindlich sind. Das politisch gewollte „Ich kaufe, also bin ich“ hat mit der Bildung mündiger Menschen, mit aufgeklärten Wissenschaften oder gar solidarischem Lernen nicht einmal entfernte Verwandtschaft.
Die Einführung der Gebühren, und damit eines schnöde-merkantilen Tauschsystems in dieser Bildungsinstitution, ist eine entscheidende Verschlechterung der Studienbedingungen. Da hilft auch keine präsidiale Gesundbeterei.
Ebensowenig können „Münzschließfächer“, „Fahrradständer“ , „Graffitti-Entfernung“, die (private) „Akkreditierung von Studiengängen“, die „Implementierung von StiNE“ oder selbst „mehr Tutorien“, die Anschaffung von „Simulationspatienten“, „mehr Bücher“, „Laptops“ oder die „Einrichtung studentischer Begegnungsstätten“ (alle Beispiele aus real-existierenden Gremienvorlagen zur Verwendung der Studiengebühren) als tatsächliche Verbesserung der Lern- und Lehrmöglichkeiten gelten.
Denn erstens ist die Verwirklichung guter Studienbedingungen an humanistische Ziele und Inhalte (zum Beispiel Mündigkeit und demokratische Partizipation, Frieden, sozialer Fortschritt, kulturelle Verständigung) gebunden.
Zweitens ist die Universität seit etwa drei Jahrzehnten systematisch unterfinanziert und seit Mitte der neunziger Jahre regelrecht kleingespart worden, so daß jede Anschaffung, jeder Lehrauftrag, jede neue Stelle nur notdürftig Löcher stopft.
Und drittens dienen die heute getätigten Ausgaben großen Teils der Umsetzung des neoliberalen Dressurprogramms, das strukturell durch hochgradig restriktive Studiengänge (BA/MA) und eine computerisierte Überwachung (StiNE) gekennzeichnet ist und das kulturell die Lernmotivation der subjektiven wie allgemeinen Verfügungserweiterung durch den Lernmotor der Angst ersetzen soll.

Kämpfen wir also weiter für die Abschaffung aller Studiengebühren, für eine öffentliche und bedarfsdeckende Finanzierung des gesamten Bildungssystems und engagieren wir uns für eine gesellschafts-kritische und demokratisch realisierte Bildung.
Damit wird das Studium selbst eine Verbesserung sein.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Montag, den 31. März 2008, http://www.harte--zeiten.de/artikel_713.html