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SP03 Artikel 2/9

Friede auf Erden

"Der Prolet wird in den Krieg verladen
Daß er tapfer und selbstlos ficht.
Warum und für wen wird ihm nicht verraten
Für ihn selber ist es nicht.
Dreck euer Krieg! So macht ihn doch allein!
Wir drehen die Gewehre um
Und machen einen anderen Krieg
Das wird der richtige sein."


(Lied gegen den Krieg, Bertolt Brecht)

Die Neujahrsansprachen klingen nach. Vom Papst bis zum Kanzler hieß es, die Lage sei schlecht, der Krieg nicht schön und alle braven Bürger mögen das Ihre dazu tun, Ruhe zu bewahren. Der Vorsatz für das Jahr 2003: Friede auf Erden.

Aber es wird Krieg geführt.

Krieg wird geführt, um anderswo das Geld zu verdienen, das hierzulande nicht mehr verdient werden kann: Aufgrund der Massenarbeitslosigkeit können im Inland die produzierten Waren kaum noch profitabel abgesetzt, geschweige denn nennenswerte Renditen durch neue Investitionen erwirtschaftet werden. Deshalb müssen neue Märkte erschlossen werden.
Krieg wird geführt, um den Druck zu erhöhen, der anders nicht mehr aufrecht zu erhalten ist: Die gesellschaftlichen Widersprüche - gesellschaftlicher Reichtum und technischer Fortschritt auf der einen Seite, Armut, Unterentwicklung, Umweltzerstörung auf der anderen - verursachen zunehmend Unruhe. Deshalb müssen sowohl die Verdummungs-Propaganda, als auch die Repression gegen Kritik und besonders benachteiligte Gruppen intensiviert werden. Das ist nur noch unter den Bedingungen von Krieg und Ausnahmezustand möglich.
Krieg wird geführt, um Konkurrenten zu bekämpfen, die anders nicht niederzuhalten sind: Die Konkurrenz um Rohstoffe, Arbeitskräfte und Märkte zwischen den USA, Europa und regionalen Mittelmächten wird immer härter. Deshalb wird die Neuaufteilung der Welt zunehmend gewaltsam vorgenommen. Staaten, die die innere Wohlfahrt dem uneingeschränkten Ausverkauf vorziehen, müssen mit geheimdienstlicher oder militärisch Intervention rechnen.
Krieg wird also geführt, um Ausbeutung und Unterdrückung zu erhalten.

Krieg ist die letzte mögliche Fortsetzung des Kapitalismus mit seinen eigenen Mitteln.

Deshalb soll unter der Führung der USA das Recht des Stärkeren weltweit durchgesetzt werden. Die Barbarei auf dem Vormarsch:

So wird aktuell in Afghanistan und im Irak um die geostrategische Kontrolle Südwest-Asiens und um Ölvorkommen und -transportwege gekämpft. Der Eroberungsfeldzug gegen Jugoslawien ist erst vor kurzem abgeschlossen worden, die Protektorate sind eingerichtet und bald sind schon die nächsten renitenten Staaten wie der Iran oder Nordkorea im Visier. Gleichzeitig unterstützt die USA in Staaten wie Venezuela und nach dem Wahlsieg der Sozialisten in Brasilien sicher bald auch dort in altbekannter Manier die reaktionären Eliten, damit sie jede fortschrittliche Entwicklung durch Putschismus und Bürgerkrieg verhindern. Solange wir dieser imperialistischen Politik nicht Einhalt gebieten, sind der weltweiten Brutalisierung keine Grenzen gesetzt. Atomare Vernichtung - so absurd ein solcher Gedanke vor kurzem auch noch gewesen sein mag - wieder mit eingeschlossen.

Friedenspolitik - das ist der Kampf für Reformen, die die Lebensbedingungen aller Menschen weltweit verbessern und Unterdrückung und Ausbeutung überwinden. Sozialismus statt Barbarei:
Durch Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums wird weltweit Fortschritt zum Nutzen Aller möglich. Durch Bildung und soziale Sicherheit für Alle, durch kulturelle Entfaltung und demokratische Kooperation kann die gesellschaftliche Krise überwunden und können Gleichheit und Partizipation umfassend realisiert werden.

Als Mitglieder der Hochschulen ist es an uns, die wissenschaftlichen Möglichkeiten fortschrittlich nutzbar zu machen. Wir sind es, die durchsetzen müssen, dass Forschung und Lehre gerichtet sind auf zivile Konfliktregulierung, auf Aufklärung über die globalen und jeweils regionalen Probleme, auf die weltweite Überwindung von Hunger und Armut und auf eine gerechte Weltordnung, die überall und Allen soziale und demokratische Entwicklung ermöglicht.

In solidarischer Kooperation sind Unterdrückung und Ausbeutung zu überwinden und vernunftgemäße Methoden gesellschaftlicher Steuerung demokratisch zu bestimmen. Auf dieser Grundlage werden Friedensbewegung, Gewerkschaften, Studierende und andere soziale Bewegungen gemeinsam zivilisierte, demokratische und soziale Bedingungen weltweit erkämpfen, gegen den Widerstand derer, die von Krieg und Ausbeutung profitieren.

Veröffentlicht am Mittwoch, den 1. Januar 2003, http://www.harte--zeiten.de/artikel_48.html