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Zur weiteren Entwicklung:

Wundmachender Markt oder aufrechte Menschenwürde?

"Michel! fürchte nichts und labe
Schon hienieden deinen Wanst,
Später liegen wir im Grabe,
Wo du still verdauen kannst."

Heinrich Heine, "Erleuchtung", 1842.

Geschichtslosigkeit, zielloses Tempo, Studiengebühren und "StiNe" sind politische Schwestern. Das technisch-kühle Regime kennt den Artikel 1 des Grundgesetzes ("Die Würde des Menschen ist unantastbar.") nicht.

Denn die neoliberale Doktrin, den Menschen rein sachlich daran zu bemessen, ob er kaufe oder käuflich sei, ist zwingend entwürdigend. Mit der Einführung von Studiengebühren - in Hamburg 500 Euro ab SoSe 2007 geplant - erfüllen diverse CDU-Landesregierungen diesen geschäftlichen Zweck.

Die strikte Ökonomisierung einer Universität mit unter anderem Studiengebühren träufelt spürbar in den Alltag ihrer Mitglieder: "Kundenorientierung" und "Lenkungsfunktion" als scheinbar schicksalshafte Marktmechanismen sollen gesellschaftskritische wissenschaftliche Entwicklung auf Basis demokratischer Mitbestimmung und sozialer Offenheit als vernünftige gemeinsame Praxis ausschalten. Freude ist hier nicht vorgesehen.

Über allen gelte der heilige "Standort", darunter hetze die Armut die Einzelnen. Klamm sind die öffentlichen Kassen. Ob "gottgegeben" oder "natürlich" - Hauptsache, es wird an die Unabweisbarkeit des "Geschehens" geglaubt. Das beachtliche Flick'sche Vermögen bleibe davon unberührt.

Die ideologische Kulisse für diese Inszenierung bildet ein Zerrbild der '68er-Reformen: "Vermassung", "bürokratischer Wasserkopf", "Ineffizienz Demokratie", "staatliche und andere Bevormundung" etc. pp.

Ja, was allen nützt und deshalb vernünftig ist, soll keine Qualität nicht sein. Honoratioren aus Politik, Wissenschaft und Kultur geben in diesem häßlichen Stück die Sprechautomaten der globalisierten Pfeffersäcke. Die Zinsen der Gebührendarlehen sollen die studentischen Statisten eifrig springen lassen - "just in time".

Das ist nicht menschlich, nicht würdig, nicht vernünftig und deshalb nicht hinnehmbar.

Die Alternative liegt in der eigenen Kritik und dem entsprechenden Zuwiderhandeln.

Wer also mit dem dekadenten Zeitgeist und seinen abseitigen Forderungen mindestens unzufrieden ist, kann die unschöne Show durchbrechen.

Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen. - Am besten solidarisch, schafft er seine sozialen und kulturellen Bedingungen selbst. Die sind allerdings gründlich zu ändern - nicht zuletzt an archimedischen Punkten.

Der dieses Semester beginnende bundesweite Boykott der Studiengebühren für das nächste Sommersemester sollte dementsprechend wahrgenommen werden.

Neue Möglichkeiten werden dann entstehen.

,,Wer aufhört zu lernen, ist tot.“
B. B. King, Bluesgitarrist und -sänger

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Montag, den 9. Oktober 2006, http://www.harte--zeiten.de/artikel_444.html