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Zum Geleit XI

Wie soll das alles nur weitergehen?

[Kommentar zum Hintergrund: Nun sind aus der neu gefestigten Erkenntnis gemeinsamer humaner Anliegen für den AS Schlußfolgerungen zu ziehen. Insbesondere die nahende Einführung von restriktiven Bachelor- und Masterstudiengängen erfordert den Mut zur widerständigen Kreativität gegenüber dem politischen Senat, will man sich nicht an der Entwissenschaftlichung des Studiums und gesteigerten Gängelung der Studierenden beteiligen; aber die notwendige Courage wird zunächst weiter verweigert:]

0) Vermaledeite Zustände

,,Die Ideen darüber, wie man die neuen Produktionsmöglichkeiten nutzen könnte, sind nicht sehr entwickelt worden seit den Tagen, als das Pferd tun mußte, was der Mensch nicht konnte. Denken Sie nicht, daß in so mißlicher Lage jede neue Idee sorgfältig und frei untersucht werden sollte? Die Kunst kann solche Ideen klarer und sogar edler machen.“
Bertolt Brecht, ,,Anrede an den Kongreßausschuß zur Untersuchung unamerikanischer Betätigungen“, 1947.

Die Höhe der Zivilisation ist fragil. Auf der einen Seite: Moderne Produktionsanlagen, Bach-Konzerte, erkleckliche Reste von Sozialversicherungen, glitzernde Fassaden und die Möglichkeit allgemeiner Wohlfahrt. Auf der anderen Seite: Stummes Elend, laute Verzweiflung, tiefe Gräben - in den Schluchten der Großstädte und zwischen den Kontinenten.
Was muß untersucht werden?

1) Zukunft: Die umfassende Verneinung des Krieges

,,Alle Leute haben eine Nähmaschine, ein Radio, einen Eisschrank und ein Telefon. Was machen wir nun? fragte der Fabrikbesitzer.
Bomben, sagte der Erfinder.
Krieg, sagte der General.
Wenn es denn gar nicht anders geht, sagte der Fabrikbesitzer.“

Wolfgang Borchert, ,,Lesebuchgeschichten“.

Es geht anders, sagen die Menschen.
Wir geben Gründe, erklären die Wissenden.
Wir liefern, Bilder, Figuren, Geschichten und Tonfolgen, pflichten die Kunstschaffenden bei.
Wenn es so ist, muß ich mich der Masse an Vernunft fügen, gesteht der Fabrikbesitzer.
Was ist zu tun?

2) Nach wie vor: Aufklärung!

,,Daß ich etwas, ehe ich es glaube, erst durch meine Vernunft laufen lasse, ist mir nicht ein Haar wunderbarer, als daß ich erst etwas im Vorhof meiner Kehle kaue, ehe ich es hinunterschlucke. Es ist sonderbar, so etwas zu sagen, und für unsere Zeiten zu hell, aber ich fürchte, es ist für zweihundert Jahr, von hier ab gerechnet, zu dunkel.“
Georg Christoph Lichtenberg, ,,Einfälle und Bemerkungen“, Heft J, 1776-1779.

Wissenschaft braucht einen weiten Blick, der nahe Gegenstände nicht scheut, Bodenhaftung, Werte-Courage und Bewegungsfreude; öffentliche Geltung durch angemessene Finanzierung, soziale Offenheit der Studien, eine verläßliche Struktur für den demokratischen Disput und ein positives Credo für die menschliche Entwicklung. Die Wirklichkeit erhält durch Wandlung Würde.
Wer beginnt?

Golnar Sepehrnia, Olaf Walther
Hamburg, den 31. Mai 2005

Veröffentlicht am Dienstag, den 31. Mai 2005, http://www.harte--zeiten.de/dokument_337.html