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Die Allianz der Vernunft
,,Mit Namen wird sie [die Staatsform Athens], weil wir uns nicht auf eine Minderheit, sondern auf eine Mehrheit im Volke stützen, Volksherrschaft (Demokratie) genannt. Und es genießen auch alle für ihre eigenen Angelegenheiten vor den Gesetzen gleiches Recht [...] auch wird bei Armut keiner, der doch dem Volke Gutes zu leisten vermöchte, um der Geringheit seines Standes willen ausgeschlossen. Ein freier Geist herrscht in unserem Staatsleben und wirkt auch im täglichen Leben und Treiben aller gegenseitigen Beargwöhnung entgegen. [...] Auch für mancherlei Erholung des Geistes von allen Anstrengungen ist bei uns gesorgt, teils durch die Pflege von Kampfspielen und Festen während des ganzen Jahres, teils durch schöne, jedem offenstehende Anlagen, deren täglicher Genuß den Mißmut bannt.“
Thukydides: Leichenrede des Perikles, aus: ders.: Geschichte des Peleponnesischen Krieges (431 v. Chr.). (Thukydides war antiker Historiker, der in etwa zur gleichen Zeit lebte wie der athenische Staatsmann Perikles. Die Rede ist wahrscheinlich fiktiv.)
Die weitreichenden Anliegen einer allseitigen Demokratie haben eine lange Tradition.
Die neoliberale Doktrin ist dagegen ein Joch für die Universität - wer sich ihr fügt, ist ein Ochse in schwerem Geschirr.
Unter dem mißtönigen Geheule des ,,Bereichert Euch!“ soll die demokratische Massenuniversität mit ihren Entwicklungsstufen 1919/1945/1968 geschliffen und die Wissenschaft geistig verflacht werden. Der akademische Alltag soll durch Angst, Argwohn und Artigkeit beengt sein. Die Ablenkungs-Kultur soll auch auf dem Campus Vergessen bis zum Umfallen ,bieten‘ - das ist das Gegenteil von ,,täglichem Genuß“. Aufklärung, demokratische Partizipation und Muße sollten eine Einheit bilden.
Wache Menschen in der Universität und in der Verfaßten Studierendenschaft wehren sich gegen die zentralen Angriffe des Rechtssenats auf die Hochschulen, dem folgsamen Büttel der Handelskammer. Doch auch in der Hochschule regen sich die scheinbaren Nutznießer rigider Wirtschaftspolitik.
Gegen die von manchen begrüßte Zerstückelung der Universität in konkurrierende Fakultäten tragen die Studierenden (und ihre Interessenvertretung AStA, Studierendenparlament, Fachschaftsräte) als die größte universitäre Gruppe eine besondere Verantwortung zum Erhalt und Ausbau der Hochschuldemokratie.
Wir, juso-hochschulgruppe und Liste LINKS, haben uns mit dem Fachschaftsbündnis zu den studentischen Wahlen für den Akademischen Senat zusammengeschlossen. Wir entwickeln in neuer Weise die gesellschaftskritische Kooperation als studentische Interessenrealisierung: Das unbedingte ,,Nein!“ gegen Studiengebühren, gegen die Zerschlagung der Universität, gegen Entwissenschaftlichung, Verschulung und wirtschaftskonforme Ausbildung - fein säuberlich getrennt nach Masse und Elite - sei verbunden mit dem Engagement für eine weitreichende, demokratische Hochschulreform als Teil gesamtgesellschaftlicher Veränderung.
Der Rückgriff auf Erkenntnisse und humanistische Maßstäbe der letzten 2.500 Jahre weitet den Blick und schafft Perspektive, daß die Menschheit sich in demokratischer und humanistischer Tätigkeit aus dem Status sozialer und vernunftfeindlicher Unmündigkeit befreie.
Die Dominanz der geilen Wirtschaft führt dagegen in die Barbarei. Nur die Republik der praktischen Vernunft ermöglicht die zukunftsfreudige Entwicklung der Menschen: sozial gleiche und politisch gleichermaßen mündige, engagierte Menschen, die sich verantwortlich für ihresgleichen begreifen und zum allgemeinen Nutzen über die öffentlichen Angelegenheiten reflektieren, beraten, entscheiden und so Nützliches realisieren. Bildung ist dafür zentral, um Einsicht und Erkenntnis und damit Motivation und Perspektive für gesellschaftlich verantwortliches Handeln zu schaffen - in Gegnerschaft zu Militarismus, Krieg und Rechtsextremismus, zu sozialer Bedrängung und politischer Einschränkung sowie zu den alltäglichen Bravheitsdogmen.
In der Republik der kritisch Lernenden ist der Mensch dem Menschen ein Freund.
Heureka - dafür kooperieren und kämpfen wir!