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Imagepflege

"Es gibt viel Gerede darüber, daß einige in der Welt uns nicht schätzen. Nun gut, ich kann versichern, daß diejenigen, denen unser Militär geholfen hat, Amerika schätzen."
(George W. Bush zur Fluthilfe, Spiegel Online; 13. Januar 05.)

Indonesien ist mißtrauisch: US-Truppen dürfen nur unbewaffnet an Land, innerhalb von drei Monaten sollen sie wieder außer Landes sein und die Errichtung eines Basislagers wurde verboten. Obwohl die Regierung Indonesiens sicherlich nicht zu den vertrauenswürdigsten der Welt zählt, fürchtet sie zu Recht die Einfluß- und Vorteilsnahme ausländischer Militärs und Unternehmen aufgrund der Flutkatastrophe. Im Norden Sumatras in der Gegend um Aceh führt die indonesische Regierung seit Ende der siebziger Jahre einen Krieg gegen lokale "Unabhängigkeitsbewegungen" um die Verfügung über Erdöl- und Erdgasvorkommen - kein Wunder, daß man sich hier ungern in die Karten schauen läßt. Die Empörung seitens der USA kam prompt: böse Unterstellungen wolle man sich nicht gefallen lassen, allein zu humanitären Zwecken sei man anwesend. Offener auf die Chancen, die sich angesichts der sozialen Katastrophe ergeben, reagiert die Börse: die Aktien von Unternehmen, deren Produkte nun dringend benötigt werden, steigen kräftig in die Höhe, so die von Anbietern mobiler Stromversorgung und Wasseraufbereitung, Herstellern von Erdbebensicherungstechnologien und denjenigen Pharmakonzernen, die Medikamente zur Eindämmung von Seuchen herstellen. Wer hier auf die richtige Karte gesetzt hat, kann mit Kurssteigerungen bis zu 200 Prozent rechnen.

Das us-amerikanische Engagement ist gerichtet auf die Verschleierung der - andernorts brutaler durchgesetzten - Interessen, die Verbesserung der "Geschäftsbeziehungen" in die muslimische Welt. Denn die aggressive "Erschließung" des Irak hat den imperialistischen Charakter der us-amerikanischen Interventionspolitik voll aufgedeckt. Zwei Jahre nach Beginn der Besatzung des Iraks macht der Widerstand gegen die Unterwerfung der Bevölkerung und die Ausbeutung der Ölvorkommen es weiterhin unmöglich, sich wieder das Deckmäntelchen von "Freedom and Democracy" umzuhängen. Die angekündigten Wahlen entpuppen sich als Farce, die Suche nach Massenvernichtungswaffen mußte erfolglos eingestellt werden und die von US-Geheimdiensten betriebene Folter irakischer Gefangener wird gerichtlich verfolgt. Da nutzt die US-Administration die Flutkatastrophe gerne, um ihr Image aufzupolieren!

Gegen diese Verschleierung von Ausbeutung und Unterwerfung sind Kritik und Widerstand der Friedensbewegung weiterhin erforderlich. Für den kommenden Europa-Besuch George W. Bushs Ende Februar sind die ersten Vorbereitungen im Gange. Der sofortige Rückzug der us-amerikanischen und britischen Truppen, die Wiederherstellung der Souveränität des Irak und die Übernahme der Kosten für den Wiederaufbau durch die Angriffsstaaten sind Voraussetzung für eine wirklich demokratische und soziale Entwicklung im Irak, werden die zentralen Forderungen an Bush und als solche ein aufmunterndes Zeichen an die us-amerikanische Friedensbewegung sein. Friedliche Entwicklung weltweit, sinnvolle Arbeit, Bildung und Kultur, sowie humane Lebensbedingungen für Alle müssen von der Friedensbewegung, Gewerkschaften und fortschrittlichen Parteien gegen die Profiteure von Rüstung und Krieg durchgesetzt werden. Die engagierte Aufklärung hierfür ist Angelegenheit Aller.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Sonntag, den 16. Januar 2005, http://www.harte--zeiten.de/artikel_211.html