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Was ist Solidarität?

Zur Überwindung der Krise

„Der ethische Grundkonflikt erfordert die Abwägung des erhofften Nutzens einer Strategie körperlicher Distanz für die dauerhaft belastbare Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems mit dem befürchteten oder unmittelbaren Schaden für die politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Lebenslage derjenigen Personen oder Personengruppen, die von dieser Strategie unmittelbar oder mittelbar betroffen sind. Solche Abwägungen, die immer auch Nützlichkeitsabwägungen einschließen, sind einerseits ethisch unabdingbar, andererseits nur insofern zulässig, als sie keine Grund oder Menschenrechte oder weitere fundamentale Güter aushöhlen oder gar zerstören. (...) Schon jetzt bedarf es einer breit angelegten Diskussion, um aus der gegenwärtigen Krise zu lernen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen. (...) Systemgefährdungen durch die Beschränkungen lassen sich nahezu in allen gesellschaftlichen Teilsystemen prognostizieren: In der Wissenschaft etwa, wenn weder die Forschungsinfrastrukturen aufrecht erhalten werden können noch der fachliche Austausch im erforderlichen Maß gepflegt werden kann. (...) Die Corona-Krise ist die Stunde der demokratisch legitimierten Politik.“

Deutscher Ethikrat: „Solidarität und Verantwortung in der Corona-Krise“, zitiert aus: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 30.3.2020, S. 6.

„Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muß anders werden, wenn es gut werden soll.“ (293)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft K, 1793-1796.

Solidarität oder aufgeklärte Kooperation setzt die volle Teilnahmemöglichkeit an allen gesellschaftlichen Bereichen (Arbeit, Gesundheit, Bildung, Politik, Kultur) voraus bzw. schafft die Verwirklichung dieser Möglichkeiten und bedeutet die humane Entwicklung von menschlichen Gesellschaften...

Die „schwarze Null“, Wolfgang Schäuble (schon lange für die Bundeswehr im Inneren, d.h. "Aufstandsbekämpfung") plädiert mittlerweile für die Installierung eines "Notparlaments" (48 Mitglieder aus Bundestag und Bundesrat), das eigentlich nach GG nur für den "Verteidigungsfall" vorgesehen ist. In Spanien wird das Militär schon jetzt gegen die heimische Bevölkerung eingesetzt.

Das hat mit einer demokratischen Gesellschaft wenig bis gar nichts zu tun und ist auch keine Lösung für gefährliche Gesundheitsprobleme.

Jede Krise erfordert die konsequenzenreiche Reflexion, was vorher war und was nachher sein soll.

Die strikte Privatisierung des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens, die rigide Reduzierung des sozialen, kulturellen, politischen und ökonomischen Lebens zeigt, wie komplex, vielfältig, arbeitsteilig und nicht zuletzt konkret problematisch und veränderungswürdig das internationale, sozial ungleiche menschliche Leben ist.

Solidarität beginnt mit der tatsächlichen Wahrnehmung dieser widersprüchlichen respektive positiv veränderbaren Vielfalt und Zusammenhänge; sie bedeutet, Aufmerksamkeit für Seinesgleichen, Fairneß im Alltag, Hilfreichenheit in der kulturellen Praxis sowie, nicht zuletzt, ein neues Maß gemeinsamer politischer Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens.

Daran sollten sich die Wissenschaften verantwortlich beteiligen.

Real
Sobald das Wissen
zur gemeinsamen Tat drängt,
entsteht Besserung.

1.) Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung

„United Nations – Sustainable Development Goals”, Logos von drei der 17 Ziele.

Die aktuelle Gesundheitskrise zeigt erheblichen Entwicklungsbedarf in allen gesellschaftlichen Bereichen auf.

Es bedarf eines öffentlichen, flächendeckenden, humanen Gesundheitswesens mit großzügigen Kapazitäten, einer international‐kooperativen Entwicklung von gut zugänglichen Heilmitteln und Impfstoffen frei von Gewinninteressen der Pharmakonzerne, der umfassenden Aufklärung von Kleinauf über Hygienestandards, des sozialen Miteinanders, solidarisch verantwortlichen Handelns, der Stärkung zivilgesellschaftlicher Einrichtungen und der Verbesserung öffentlicher Kommunikation, der Stärkung internationaler ziviler Verständigung, Kooperation und Entwicklung statt nationalen Eigensinn und Konkurrenz, philanthroper Philosophie und kritischen Geschichtsbewusstseins, der Antworten gegen die nun forcierte ökonomische Krise für das Ende der Schuldenbremse, öffentlicher Investitionen und staatlicher Investitionslenkung sowie massiven Eingreifens für die Umverteilung von oben nach unten gegen eine hochdynamische Zuspitzung der sozialen Ungleichheit.

Die Universität Hamburg mit ihrem Leitbild, als Hochschule der Nachhaltigkeit und als Volluniversität ist mit allen ihren Fächern, Disziplinen und Mitgliedern nun in besonderer Weise gefragt und verantwortlich.“

Aus einem Brief an das Uni-Präsidium, 27.3.2020, von Mitgliedern des Bündnisses für Aufklärung und Emanzipation und Mitgliedern von Campus Grün.