Menü | HomePublikationenharte zeiten › Artikel 1 einer Zeitung von harte zeiten vom

Bildung! Nicht Ba/Ma und nicht Bundeswehr

„Das menschliche Gehirn […] toleriert, dass Menschen unter wirtschaftlich unterschiedlichen Bedingungen leben. Die Toleranz gegenüber Ungleichheit endet jedoch dort, wo krasse Benachteiligung auf ausgeprägte Privilegierung trifft. Solche Konstellationen bilden die derzeitige globale Realität. […]
Eine Reaktion der Schmerzzentren ist jedoch nicht nur zu beobachten, wenn eine Person selbst ausgegrenzt wird, sondern auch dann, wenn jemand ‚nur‘ miterlebt, wie ein Mitglied der eigenen ‚Ingroup‘ gedemütigt wird.“

Joachim Bauer (Neurowissenschaftler, Uni Freiburg): „Auch irrationale Taten haben Ursachen“, taz 21./22.11.2015, S. 11. html

Der Mensch ist ein soziales Kulturwesen. Er „kann“ Sympathie und bedarf einer nützlichen Rolle zwischen Seinesgleichen. Die humanistische Philosophie (samt Pädagogik, Soziologie, Kultur- und Geistesgeschichte) baut schon seit einigen Jahrhunderten auf diese Erkenntnis. „Neurowissenschaftler“ können das jetzt auch messen.
Erschüttert wird damit erneut die Ansicht, Krieg, Gewalt und Egoismus seien unausrottbar menschliche Verhaltensweisen. Der direkte Zusammenhang zwischen vermeidbarer Ungleichheit und Gewalthandeln läßt sich kritisch überprüfen und konsequenzenreich beurteilen. Die Lösung liegt dann auf der Hand: Positive soziale Angleichung der Lebensverhältnisse für sinnvolle Lebensperspektiven und gesicherte Arbeit, für wachsende demokratische Verfügung, für Gesundheit und Bildung – für alle, rund um dem Globus.
Solche Verhältnisse werden durch selbstbewußte, solidarische Menschen geschaffen.
Falsch ist folglich: Die Eskalation der Gewalt; jede Vertiefung von Demütigung. Weder die Bundeswehr in Afghanistan, Syrien oder Mali noch pure Polizei in europäischen Vorstädten stärken Humanität, Hoffnung und Zusammenarbeit im Alltag.
Die Wahrnehmung von Friedensmöglichkeiten hängt mit der Bildung souveräner, menschenfreundlicher Persönlichkeiten eng zusammen. Dafür ist notwendig, sich mit anderen ein rationales Urteil gesellschaftlicher Zusammenhänge zu bilden, Gründe und Begründungen kritisch reflektieren zu lernen, Gegenwärtiges in seinem historischen Prozeß zu verstehen und somit zu erkennen: Verständigung, Solidarität und humane Veränderungen sind möglich und not-wendig.

Das Ba/Ma-System – die Enge der „Bewährung“ vor fremd gesetzten Maßstäben und in Konkurrenz – ist dagegen abträglich und verärgernd.
Dem können alle Hochschulmitglieder verstärkt entgegenwirken.
Die Verbindung von Studium und Studienreform mit kritischem gesellschaftlichen Eingreifen der Wissenschaften führt weiter. Sie belebt den Hochschulalltag. Engagement für eine bedarfsgemäße öffentliche Hochschulfinanzierung und entsprechende demokratische Beteiligung aller Orten gehören dazu.

Menschlich ist, die Lebensverhältnisse menschenwürdig zu verändern.
Bildung ist, sich gemeinsam dazu in die Lage zu versetzen.

V.i.S.d.P.: Golnar Sepehrnia, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Dienstag, den 15. Dezember 2015, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1319.html