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Das Ende der Unmenschlichkeit – zivil, human, gerecht!

77 Jahre Reichspogromnacht und 70 Jahre Wiedereröffnung der Universität Hamburg

„(1) Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.“

Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Art. 26.

Ein starker Wendepunkt der Geschichte: die Befreiung von Faschismus und Krieg 1945.

Im Abkommen von Potsdam (August 1945) fixierte die Anti-Hitler-Koalition (Sowjetunion, Großbritannien, USA) das Vorhaben, der Erniedrigung alles Menschlichen die Grundlagen zu entziehen: Demilitarisierung, Denazifizierung, Demokratisierung der Gesellschaft und die Dezentralisierung von Wirtschaft und Staat sollten ein friedliches Europa befördern. Nie wieder sollte von deutschem Boden Krieg ausgehen.

In diesem Kontext wurde am 6. November 1945 die Universität Hamburg wiedereröffnet. Sie mußte sich ihrer Mitverantwortung für die Barbarei stellen. Schon vor 1933 wurden hier Opportunismus, Parteinahme für die Nazis und die Verfolgung humanistischer und jüdischer Mitglieder dominant. Als es in unmittelbarer Nachbarschaft zur Universität am 9. November 1938 in der Synagoge brannte, war Widerspruch längst nicht mehr öffentlich zu hören.

Für ein „Nie wieder!“ wurde nach der Befreiung der Auftrag der Hochschulen, zu freier Lehre, Forschung, Bildung und Berufswahl beizutragen, als Maßstab gesetzt.

Das Grundgesetz (1949) mit der Würde und Gleichheit des Menschen (Art. 1 und 3), der Gemeinwohlverpflichtung des privaten Eigentums (Art. 14 und 15), dem Recht auf Asyl (Art. 16), der demokratischen und sozialen Föderation (Art. 20) sowie mit dem Menschenrecht der Vereinten Nationen (Art. 25) und der – eindeutig zivilen – Friedenssicherung (Art. 26) konstituierte verfassungsrechtlich die soziale Demokratie.

Diese tiefgreifenden Maßstäbe und Konsequenzen für Wahrheit und Humanität im globalen Zusammenhang haben aktuelle Bedeutung. Ihre Verwirklichung ist, gelinde gesagt, unvollständig. Schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg hatte sie in der Adenauer-Ära und der konfrontativen Verteidigung imperialer Geschäftsinteressen wieder mächtige Gegner. Diese forcierten die „Restauration“ eines machtpolitischen Bündnisses von Wirtschaft, Politik, privaten Medien und Wissenschaft, das für zwei Weltkriege verantwortlich ist und das bis heute Ungleichheit und Krieg auf der Welt verschärft.

Der Gegensatz zwischen der notwendigen Möglichkeit einer humanen Weltgesellschaft einerseits und der gegenwärtigen internationalen Wirklichkeit andererseits ist im Verlauf der letzten 70 Jahre stark gewachsen. Heute steht eine weitergehende Befreiung an: die des Denkens, der Kultur, der Produktion und des kooperativen Handelns vom unmenschlichen Primat der Profite. Aufgeklärte solidarische Weltaneignung ist darüber hinaus ein Potential der Wissenschaften. Das beinhaltet Nachdruck für Abrüstung, Rüstungskonversion, zivile Konfliktlösung und friedliche Entwicklung. (Dazu kann auch eine gesetzliche Zivilklausel beitragen, die den Hochschulen Forschung und Lehre zu rein friedlichen Zwecken ermöglicht.)

Im Lichte historischer Zäsuren diese Möglichkeiten zu reflektieren, ist Aufbauarbeit für eine bessere Welt.

Zentrale Veranstaltung der Universität Hamburg anlässlich des 70. Jahrestags ihrer Wiedereröffnung am 6. November 1945

Freitag, den 6. Nov. 2015, 9.00 Uhr,
im Magdalene-Schoch-Hörsaal (Hörsaal J) des Uni Hauptgebäudes, (Edmund-Siemers-Allee 1)
Begrüßung: Prof. Dr. Susanne Rupp, Vizepräsidentin der UHH
Grußwort: Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung
Einleitungsvortrag: Von der „Hansischen Universität“ zur „Universität Hamburg“: Prof. Dr. R. Nicolaysen, Leiter der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Hauptvortrag: Entnazifizierte Universität? Zur Bedeutung der politischen Überprüfung der Professoren für die Universität Hamburg: Anton F. Guhl M.A., Doktorand am Fachbereich Geschichte der UHH

„Erinnerung und Mahnung“ – Gedenkveranstaltung zum 76. Jahrestags der Reichspogromnacht.

Montag, den 9. November 2015, 15.30 – 17 Uhr,
auf dem Joseph-Carlebach-Platz (Neben dem Allendeplatz/Abaton)
An diesem Ort wurde im faschistischen Deutschland am 9. November 1938 die Bornplatz-Synagoge angezündet.
Veranstalter: VVN-BdA, Jüdische Gemeinde, Universität Hamburg