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Die Universität als Republik

Zur Novellierung des Hamburger Hochschulgesetzes

,,Eine neue Kultur zu schaffen bedeutet nicht nur, individuell originelle Entdeckungen zu machen, es bedeutet auch und besonders, bereits entdeckte Wahrheiten kritisch zu verbreiten, sie sozusagen zu »vergesellschaften« und sie dadurch Basis vitaler Handlungen, Element der Koordination und der intellektuellen und moralischen Ordnung werden zu lassen.“

Antonio Gramsci, ,,Notizen zu einer Einführung und einer Einleitung ins Studium der Philosophie und der Kulturgeschichte“, Gefängnishefte, Heft 11, §12, 1932-33.

Soziale Offenheit, Demokratie und Bildung mündiger Menschen sowie der kritische Gesellschaftsbezug der Wissenschaften sind die zu entwickelnden Qualitäten der Hochschulen - im Gegensatz zur ,,Exzellenz“.

Das Wohl der Menschen: Die zivile Internationalität, die produktive Einheit von Forschung, Lehre und Studium sowie die übergreifende Kooperation in demokratischen Strukturen schaffen für die Hochschulen eine gesamtgesellschaftlich sinnvolle Perspektive.

Diese notwendige Möglichkeit einer fortschrittlichen Neufundierung von Demokratie findet global ihren Ausdruck in sozialen Bewegungen, in denen Studierende mit eine initiierende Rolle realisieren. Sie kommt ebenso in dem Bestreben der Uni Hamburg und anderer Hochschulen zum Ausdruck: Die Abschaffung der Studiengebühren ist so gelungen; dies ist der aufgeklärte gemeinsame Sinn der Studienreform und des Engagements für den Ausbau demokratischer Selbstverwaltung.

Der derzeitige Senat muß diese Entwicklung integrieren. Sie kommt im Entwurf der Wissenschaftsbehörde für ein neues Hochschulgesetz zum Ausdruck. Er liegt den Hochschulgremien nun zur Stellungnahme vor.
Positiv daran ist: Die Leitungsorgane (Präsidium und Dekanate) sollen wieder von den zuständigen Gremien gewählt werden - allerdings beschränkt durch ein eng begrenztes Vorschlagsrecht für Kandidierende. Die Hochschulen sollen demokratische Selbstverwaltungsgremien auf der ,,Dritten Ebene“ (Fachbereiche/Institute) bilden können. Die Gremien erhalten insgesamt mehr Rechte. Der Zugang für Berufstätige ohne Abitur soll erleichtert werden. Und die engen Vorgaben für Prüfungsfristen werden zugunsten erweiterter Wiederholungsmöglichkeiten abgeschafft.
Dies entspricht den artikulierten Ansprüchen und der teilweise schon realisierten Praxis der Universität.

Jedoch wird der erforderliche Bruch mit der von
Springer-Medien und Handelskammer (letztere im Senat durch den Wirtschaftssenator und ehemaligen Blohm & Voss-Manager Frank Horch repräsentiert) propagierten ,,Unternehmerischen Hochschule“ nicht vollzogen: Der aufgesetzte wirtschaftsnahe Hochschulrat soll mit weitreichenden Befugnissen bezüglich Mittelvergabe und der inhaltlichen Entwicklungsplanung fortbestehen. Mit ,,Ziel- und Leistungsvereinbarungen“ bis in die untersten Ebenen würde eine kaufmännische Hochschulsteuerung fortgeschrieben. Controlling und Evaluationen als betriebswirtschaftliche Überwachung werden gleichfalls beibehalten. Die Präsidenten sollen an autokratischer Befugnis dazugewinnen. Und die Überwindung des Ba/Ma-Elends (Noten, permanente Prüfungen, Leistungspunkte und Exmatrikulationen) wird nicht ins Auge gefaßt. Die kommerziell gesteuerte Praxis sowie die Absonderung des UKE wird ebenfalls nicht angetastet.

Es kommt also darauf an, mit der Entwicklung humanistischen, politischen Eingreifens die Enge von Hierarchie, Konkurrenz und Bescheidenheit zu sprengen: Luft und Licht für Aufklärung, Bildung und Emanzipation!

Der nun beginnende Prozeß der öffentlichen Auseinandersetzung sollte einen weitreichenden Kulturwandel eröffnen: Die Universität als Republik ist eine wissenschaftliche zivile Einrichtung für eine humane internationale Gesellschaft. Weniger ist nicht akzeptabel.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther, Golnar Sepehrnia & Arne Schmüser, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: FachschaftsBündnis - Aktive für demokratische und kritische Hochschulen,
harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
und Liste LINKS - Offene AusländerInnenliste . Linke Liste . andere Aktive
Veröffentlicht am Dienstag, den 2. Juli 2013, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1208.html