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Frieden erfordet die Umkehr in allem

,,Zwei Männer sprachen miteinander.
Kostenanschlag?
Mit Kacheln?
Mit grünen Kacheln natürlich.
Vierzigtausend.
Vierzigtausend? Gut. Ja, mein Lieber, hätte ich mich nicht rechtzeitig von Schokolade auf Schießpulver umgestellt, dann könnte ich Ihnen diese vierzigtausend nicht geben.
Und ich Ihnen keinen Duschraum.
Mit grünen Kacheln.
Mit grünen Kacheln.
Die beiden Männer gingen auseinander. Es waren ein Fabrikbesitzer und ein Bauunternehmer.
Es war Krieg.“

Wolfgang Borchert, Lesebuchgeschichten, Nachgelassene Erzählungen, 1949.

,,Die globalen Ungleichgewichte waren seit Langem bekannt. Sie waren Thema besorgter Kommentare europäischer Notenbanker, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und auf G7-Treffen. Es war bekannt, dass die Verschuldung der USA, die überall so angenehm die Konjunktur in Schwung hielt, nicht grenzenlos steigen konnte. Ein Plan, Abhilfe zu schaffen, ohne die Konjunktur abzuwürgen, wurde nicht entworfen, geschweige denn umgesetzt.“
Lucas Zeise, ,,Planlos im Notfall“, Financial Times Deutschland, 21.07.2008.

Im Jahr 2007 konnte der Öl-Konzern Exxon Mobil über 40,6 Milliarden Dollar Gewinn einfahren. Im vergangenen Quartal legte der Konzern dabei wieder um 14 Prozent zu. Nicht im Widerspruch dazu steht die internationale ,,Finanz“-Krise, die viele Volkswirtschaften gefährdet - nicht zuletzt die exportabhängige der Bundesrepublik. Für die Gewinne der Größten führen wilde Spekulationen und der Zwang zur Verschuldung privater Haushalte für einen durchschnittlichen Konsum in ein Desaster. Die Krise trifft Banken, Anleger und Konsumenten. Diese krachende Ökonomie ist der hauptsächlich unblutige aber nie zivilisierte Rahmen, aus dem auch die militärisch geführten Krieg unserer Zeit entstehen.

Der internationale (fossile) Rohstoffmangel wird mit einer irren Spekulationsschraube und mit militärischer ,,Interessenverteidigung“ beantwortet. Krieg, Rohstoffe und Transportwege gibt es im Nahen und Mittleren Osten deshalb reichlich. Auch die (weltraum-)waffenstarrende Drohung der USA gegen Rußland, die atomare Hochrüstung (inkl. China, Indien und Pakistan), der Konflikt zwischen USA und Iran, die atomare Bewaffnung Israels sowie die blutige Besatzung Iraks und Afghanistans haben in diesem ökonomischen Kampf ihre Quelle.

Es läßt sich also erkennen: Die Interessen der Gewinngroßen sind einem erfreulichen Leben international völlig entgegengesetzt. (Vor diesem Hintergrund verdient die Forderung des US-Präsidentschaftskandidaten nach vollständiger atomarer Abrüstung - bei aller begründeten Skepsis - die Unterstützung der Friedensbewegung.) Zuversicht schafft nur das gemeinsame Engagement für eine baldige Umgestaltung: Für den Abzug aller Truppen, die zügige (atomare) Abrüstung, den kooperativen Wiederaufbau der kriegsverheerten Länder, überall die Investition in sozialen und kulturellen Fortschritt und die internationale Verständigung über diese Ziele.
Die Bedrohung der Zivilisation ist nur kritisch und solidarisch zu bewältigen. Aus der Geschichte ist in der Tat zu lernen.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Montag, den 4. August 2008, http://www.harte--zeiten.de/artikel_742.html