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Grenzüberschreitung

Zum Verlassen des Bachelor/Master-Systems

,,Viele Listen lehnen die neuen Studiengänge ideologisch ab und somit auch euch.“
aus: "Liebe Bachelor- und Masterstudierende!", Flugblatt der ,,Juso-Hochschulgruppe“ (Realos) zu den StuPa-Wahlen 2008.

,,Jeder Psychologe weiß, daß es hart und schwer ist, die Schwelle des Widerstands zu überwinden, die die Dressur in die Seele eines Individuums gelegt hat.“
aus: Kurt Tucholsky, ,,Über wirkungsvollen Pazifismus“, 1927.

Liebe Leserin und Leser der devoten Zeilen dieser jungen Realpolitiker!
Jede einzelne noch so kleine Veränderung der Studienbedingungen, die mit der Umstellung der bisherigen Magister- bzw. Diplomstudiengänge auf die gestuften Ba/Ma-Abschlüsse verbunden war, stellt eine Verschlechterung dar: formale Modularisierung statt wissenschaftlich begründeter und spezifisch gestaltbarer Studienstruktur; Einzelleistungen, benotete Scheine und dauernder Prüfungsstreß statt kooperativer Entwicklungsorientierung; restriktive Prüfungsfristen, Pflichtveranstaltungen und Anwesenheitskontrollen statt Selbstorganisierung und was sonst noch alles gut sein mag - alles mit dem Ziel, ein flexibel verfügbares Heer von beflissenen Kopf-Facharbeitern (Bachelor) und ein Corps elitär gestylter Exzellenzleister (Master) zu produzieren (wobei keineswegs vergessen werden soll, daß auch bei den alten Studiengängen vieles verbesserungsbedürftig ist).

Daß diese Deformen in manchen Studiengängen nur gebremst durchgesetzt werden konnten, daß trotz aller Dressurversuche viele Studierende weiterhin ihre eigenen, kritischen Ansprüche verfolgen, ist das Resultat des Widerstandes der letzten Jahre. Eine relevante Anzahl Universitätsmitglieder hat entgegen der neoliberalen Zurichtungsattacken für die Verteidigung der mit 1968 verbundenen Reformen (Demokratisierung der Hochschulen, ihre soziale Öffnung mit kritischem Gesellschaftsbezug) gestritten und tut das weiterhin. Deshalb stehen die neuen Studiengänge nach wie vor in der berechtigten Kritik und begründeten Ablehnung.
Das ist zu mehren.
Die Johannes-Kahrs-Schüler (sogenannte Jusos) und ihre AStA-Kumpanen möchten das Ba/Ma-System und vergleichbare Übel lieber gesundbeten, damit sie weiterhin von Wissenschaftsmanager Dräger, der Uni-Präsidentin und Florian Kain (Lohnschreiber von Springer) über den Kopf gestreichelt werden. Das ist eine leichte Dressur, unschön und wenig nützlich für alle.

Wenn die Studiengebühren fallen, sind auch die nächsten Hürden zu beseitigen. Besserungen sind immer in Aussicht zu nehmen. Verantwortlich dafür sind Alle.

,,Me-ti sagte: Das Vertrauen der Völker wird erschöpft, indem es in Anspruch genommen wird.“
Bertolt Brecht: Über die Erschöpfung des Vertrauens. Aus: ders.: Me-ti. Buch der Wendungen.

Das Vertrauen der Völker in sich selbst kann unerschöpflich sein. Studierende sind auch so ein Völkchen.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther, Golnar Sepehrnia & Christian Sauerbeck, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: FachschaftsBündnis - Aktive für demokratische und kritische Hochschulen,
harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
und Liste LINKS - Offene AusländerInnenliste . Linke Liste . andere Aktive
Veröffentlicht am Freitag, den 11. Januar 2008, http://www.harte--zeiten.de/artikel_687.html