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Zum Geleit XXXVIII

Aus der Geschichte lernen
oder
Ordnung und Leben

1) Innere Ordnung

,,Sie stelzen noch immer so steif herum,
So kerzengerade geschniegelt,
Als hätten sie verschluckt den Stock,
Womit man sie einst geprügelt.
Ja, ganz verschwand die Fuchtel nie,
Sie tragen sie jetzt im Innern;
Das trauliche Du wird immer noch
An das alte Er erinnern.“

Heinrich Heine, ,,Deutschland - Ein Wintermärchen“, Caput III, 1844.

Zu den ersten und ernsten modernen Geboten unserer neoliberalen Tage - das ist die Zeit des bleckenden Lächelns - gehört, das tun zu wollen, was man tun soll. Dabei erbringt schon ein Blick auf die jüngste Teuerungsrate und ihre grob unterschiedlichen Auswirkungen, daß die soziale Ungleichheit nicht geringer geworden ist. Das bejahend zu verinnerlichen, ist wenig bekömmlich.

2) Alt und neu

,,Der lange Schnurrbart ist eigentlich nur
Des Zopftums neuere Phase:
Der Zopf, der ehemals hinten hing,
Der hängt jetzt unter der Nase.
Nicht übel gefiel mir das neue Kostüm
Der Reuter, das muß ich loben.
Besonders die Pickelhaube, den Helm,
Mit der stählernen Spitze nach oben.“

Heinrich Heine, a.a.O.

Kriege gehören nach wie vor zum menschlichen Alltag. Märkte und Rohstoffe wollen hie und da auch rabiater als rein geschäftlich erobert sein. Diejenigen, die schießen oder erschossen werden sollen, haben meist am wenigsten davon. Die Fragwürdigkeit der militärischen Unternehmungen wächst.

3) Stillstand

,,Das mahnt an das Mittelalter so schön,
An Edelknechte und Knappen,
Die in ihrem Herzen getragen die Treu
Und auf dem Hintern ein Wappen.
Das mahnt an Kreuzzug und Turnei,
An Minne und frommes Dienen,
An die ungedruckte Glaubenszeit,
Wo noch keine Zeitung erschienen.“

Heinrich Heine, a.a.O.

Das neu-freiheitliche Zeitalter baut auf die Verstärkung der faktischen Hierarchien. Bravheit wird mit mehr Hetze und Kommando belohnt. Die gedruckte Glaubenszeit suggeriert den Kampf Aller gegen Alle als einzige menschliche Möglichkeit. Hier gärt die Reformation durch den Zweifel. Er wird sich herumsprechen.

4) Leben

,,Ja, ja, der Helm gefällt mir, er zeugt
Vom allerhöchsten Witze!
Ein königlicher Einfall war's!
Es fehlt nicht die Pointe, die Spitze!
Nur fürcht ich, wenn ein Gewitter entsteht,
Zieht leicht so eine Spitze
Herab auf euer romantisches Haupt
Des Himmels modernste Blitze!“

Heinrich Heine, a.a.O.

Der Eisenhut auf dem Kopf ist und bleibt eine witzige Erscheinung.
Wer ihn schnellstens absetzt und in die Mülltrennung gibt, entgeht nicht nur der elektrischen Gefahr und tut eine ökologische Tat, sondern kann sich ebenso erheblich freier bewegen.
Helme zu Kochtöpfen!

Hamburg, den 14. November 2007

Veröffentlicht am Mittwoch, den 14. November 2007, http://www.harte--zeiten.de/dokument_678.html