Menü | HomePublikationenharte zeiten › Flugblatt von harte zeiten vom

Wirklicher Fortschritt

Oder die Souveränität menschlichen Handelns

,,Thomas Grants Blick streifte, während er in den Zug einstieg, für den Bruchteil einer Sekunde die Augen von Thomas Wood. Es war sein Todesurteil. Wood schrie: "Was glotzt du so? Ich steche dich ab." Grant stieg wortlos ein und setzte sich ruhig auf seinen Platz. Minuten später kam Wood ins Abteil, ging auf Grant zu und rammte ihm ein Küchenmesser mit einer fast 30 Zentimeter langen Klinge in die Brust. Herz, Lunge, Zwerchfell und Aorta wurden zerfetzt. "Der ist tot", bemerkte Wood kalt.“
Hamburger Abendblatt: ,,Golden Boy trifft Gossen-Jungen“, Kolumne ,,Frankenfeld“, 14.11.2006

Ist Kaltblütigkeit überlegen?

Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ist in der bürgerlichen Gesellschaft zivilisatorisch eingehegt. Dies findet unter anderem in kultivierenden Normen z.B. der UNO-Charta (,,Friedenspflicht der Nationen“) und des Grundgessetzes (,,Die Würde des Menschen ist unantastbar“) einen verbindlichen Ausdruck.
Errungenschaften wie diese erhalten positive Geltung, wenn das mehrheitliche, emanzipatorische Engagement für ihre Verwirklichung den machtpolitischen Geschäftssinn der ,,global player“ überwiegt. Um dieses Verhältnis ist es aktuell nicht gut bestellt.

Der Alltag ist deshalb rauh und rauher.
Wer gewinnt? Wer wird bestehen?
Werden die gesellschaftlich Starken, stark bleiben?
Was für eine Handlungsweise ist jetzt aussichtsreich, vernünftig?

Weil Angst ,,geschmeidig“ macht, wird Angst gemacht; vor sozialer und kultureller Ausgrenzung, vor Armut und Isolation. Diesen gesellschaftspolitischen Zweck haben auch die Studiengebühren. Sie sollen Einschüchtern, indem sie Mensch und Wissen als geldwerte Waren erscheinen lassen. Sie sind so die Verneinung menschlicher Entfaltung durch bewußte, wissenschaftlich-kooperative Weltaneignung. Der Kampf gegen die Studiengebühren ist deshalb eine gesellschaftspolitische Angelegenheit von einiger Dimension. Er ist solidarisches Lernen als Inhalt und Ziel. Wenn es gelingt, die Stätten der Bildung und der Kultur zu Entkommerzialisieren, sind entscheidende geistig produktive (bzw. destruktive) Bastionen dieser mächtig abwärtsschlingernden Gesellschaft geknackt.

Darum haben kritische Studierende spätestens mit dem studentischen Streik 1997/98 begonnen, für den Erhalt des gebührenfreien Studiums zu kämpfen:
Studiengebühren sind unsozial, weil sie die Studierenden ökonomisch zu den Sündenböcken der Bereicherung von Ackermann & CO machen;
Gebühren sind unwissenschaftlich, weil sie den Wert von Wissen an dessen Verkäuflichkeit bemessen;
sie sind anti-demokratisch, weil sie (teil-)demokratische Mitbestimmung durch ,,Kundensouveränität“ ersetzten sollen;
und sie dekultivieren, weil die gesamte Bezugnahme in den Hochschulen durch die Gebühren vom ,,Kaufen/Verkaufen“ bestimmt sein soll.

Klug; kritisch, kooperativ - Der Kampf gegen die Gebühren ist der Kampf für eine gesellschaftspolitische Tendenzwende.
Hoffnung!? -
Die eigene Entscheidung bewegt.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Montag, den 4. Dezember 2006, http://www.harte--zeiten.de/artikel_518.html