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Es geht ums Ganze

oder: Das Drei-Keulen-Modell Drägers und sein Gegenteil

,,Der Mensch ist im wörtlichsten Sinne ein zoon politikon (gesellschaftliches Lebewesen), nicht nur ein geselliges Tier, sondern ein Tier, das nur in der Gesellschaft sich vereinzeln kann. Die Produktion der Einzelnen außerhalb der Gesellschaft - eine Rarität, die einem durch Zufall in die Wildnis verschlagnen Zivilisierten wohl vorkommen kann, der in sich schon die Gesellschaftskräfte besitzt - ist ein ebensolches Unding als Sprachentwicklung ohne zusammen lebende und zusammen sprechende Individuen.“
Karl Marx, Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, S. 616.

Drei grobe Zwangsmittel benutzt Senator Dräger für seine handelskammergelenkte Hochschulpolitik: Studiengebühren, restriktive Bachelor-Studiengänge und die betriebswirtschaftliche Fakultätenbildung.
Die Einführung von Gebühren macht kulturell und sozial Druck auf die Studierenden, sich in kürzester Zeit einzig auf die lohnversprechende Ausbildung ihrer Arbeitskraft zu reduzieren. Zur Durchsetzung markttauglicher Lehrinhalte auf Kosten kritischer und vertiefter Wissenschaft dienen hart durchgestylte und privatwirtschaftlich akkreditierte Bachelor-/Master-Studiengänge. Dieses neue Hechel-System spaltet die Absolventen in eine ,,just-in-time“ abgespeiste Masse von möglichen Facharbeitern und einer sogenannten Elite, der eine ,,wissenschaftliche“ Bildung zugedacht ist. Die Fakultätenbildung zielt auf die Zerlegung der Universität in konkurrierende wirtschaftliche Teileinheiten des Verkaufs von Menschen und Wissen. Mit ihrer Errichtung soll die Marktwildnis Einzug in den akademischen Alltag erhalten. Kooperative Zusammenhänge, Kollegialität und demokratische Aufgabenbestimmung und Selbstverwaltung der Universität durch ihre Mitglieder sollen restlos weichen.

Vor dem Hintergrund ,,leistungs“orientierter Besoldung, dauerhafter Unterfinanzierung der Hochschulen und allgemeiner Massenerwerbslosigkeit sollen alle Universitätsmitglieder durch die Angst vor gesellschaftlicher Ausgrenzung dazu gebracht werden, ,,freiwillig“ dem ,,Standort“ zu dienen. Nicht die ,Erleichterung der Mühsal der menschlichen Existenz‘ durch Bildung und Wissenschaft, sondern ihre privatwirtschaftliche Verwertbarkeit gelten als Qualitätsmerkmal. So sollen sich dann alle Zwecken unterwerfen, die nicht die eigenen sind, ihre möglichen Mitstreiter als gefährliche Konkurrenten im Kampf um ,Anreize‘ und Arbeitsplätze ängstlich beäugen und dabei jedes eigene, verallgemeinerbare Anliegen durch das Kapitalinteresse verdrängen und vergessen.

Da die Dominanz des Dogmas der privaten Profitwirtschaft die Ursache für die eigene Hast und das soziale und kulturelle Elend dieser Welt ist, ist dagegen grundsätzlich kritisch zu opponieren. Die Hochschulen als Orte möglicher und notwendiger gemeinsamer kritischer Weltaneignung, als Orte der Tradierung und Weiterentwicklung der Erfahrungen und Erkenntnisse der Menschheit müssen sich in diesem Sinne konsequent für die Entwicklung einer friedlichen, humanen, sozial gerechten und demokratischen Weltgesellschaft engagieren. Historisch bewußte Gesellschaftskritik, Problemlösungsorientierung und die perspektivreiche Verbindlichkeit in der Kooperation kennzeichnen eine humanistische Universität mit intellektuellem Eros. Die auf diese Weise persönlich realisierte Einheit von kritischer Forschung, engagierter Lehre, erkenntnis- und kooperationsfreudigem Studium und demokratischer Selbstverwaltung als gemeinsamer gesellschaftsverändernden Tätigkeit ihrer Mitglieder ist die Basis des Schaffens.
So steht das Mensch-Sein im Mittelpunkt der erkennenden Praxis.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Dienstag, den 7. Juni 2005, http://www.harte--zeiten.de/artikel_240.html